1000 Jahre jüdische Geschichte in Polen

Von | 31. März 2014

Große Ausstellung im neuen Warschauer Museum öffnet im Herbst

Mehr als 200.000 Menschen haben bereits die leeren Räume des neuen jüdischen Museums in Warszawa (Warschau) besichtigt. Der spektakuläre Museumsbau des finnischen Architektenbüros Lahdelma & Mahlamäki war zum 70. Jahrestag des Gettoaufstands am 19. April 2013 eröffnet worden. Die multimediale Ausstellung zur 1000-jährigen Geschichte der polnischen Juden soll ab 28. Oktober 2014 zu sehen sein.

Das Herzstück des neuen Muzeum Historii Żydów Polskich (Museum der Geschichte der polnischen Juden) am plac Bohaterów Getta (Platz der Gettohelden bildet eine multimediale Ausstellung. Sie will auf über 4.000 Quadratmetern die Geschichte der polnischen Juden von ihren Anfängen im Mittelalter bis in die Gegenwart in insgesamt acht Stationen darstellen. Ein internationales Team aus 120 Historikern und Museumsmitarbeitern unter Leitung von Prof. Barbara Kirshenblatt-Gimblett von der New York University hat das Konzept dafür erarbeitet. Die Ausstellungsmacher von der britischen Firma Event Communications und der polnischen Firma Nizio Design setzen auf einen durchgehenden Erzählstrang, der Geschichte, Kultur und Religion der Juden anhand zahlreichen Quellenmaterials illustriert und erfahrbar macht.

Die Ausstellung wird in insgesamt acht chronologisch geordnete Teile gegliedert sein. Den Beginn macht die Zeit der ersten Erwähnung von Juden in Polen durch den jüdisch-arabischen Gesandten Ibrahim ibn Jakub im 10. Jahrhundert. Die folgenden Abschnitte widmen sich der Blütezeit der jüdischen Kultur im 16. und 17. Jahrhundert und der Situation von Juden während der Kriege und antisemitischen Pogrome im 17. und 18. Jahrhundert. Weitere Ausstellungsteile tragen die Überschriften „Herausforderungen der Moderne“, „Die Straße“, „Vernichtung“ und „Nachkriegszeit“.

Die Ausstellung glänzt nicht nur didaktisch. Auch verschiedene wichtige Ausstel-lungsstücke werden gezeigt. So können Besucher in der Galerie ein Gebetsbuch von 1272 betrachten, in dem sich der erste in jiddischer Sprache niedergeschriebene Satz befindet. Kernstück des Ausstellungsteils, der den jüdischen Münzern und der Rolle von Juden für die polnische Wirtschaft gewidmet ist, wird ein Brakteat sein, eine einseitig mit hebräischen Lettern geprägte Münze. Im verkleinerten Maßstab wurde die originalgetreue Replik einer prachtvollen Synagogendecke montiert. Unter der Leitung der US-amerikanischen Firma Handshouse Studios wurde das aus dem 17. Jahrhundert stammende und während des Zweiten Weltkriegs zerstörte Kunstwerk zu neuem Leben erweckt. Als Vorlage dienten alte Fotos und Zeichnungen. Die Holzschnitzdecke gehörte einst zum jüdischen Gotteshaus von Gwoździec, dem heutigen Hwisdez in der Ukraine.

Vor dem Zweiten Weltkrieg waren zehn Prozent der polnischen Bevölkerung jüdischen Glaubens. Warschau war mit einem Drittel jüdischer Bevölkerung die größte Stadt mosaischen Glaubens in ganz Europa. Informationen zum neuen Museum gibt es unter www.jewishmuseum.org.pl Auskünfte über Reisen nach Polen erteilt das Polnische Fremdenverkehrsamt unter www.polen.travel