Wir sind Juden aus Breslau

Von | 1. Oktober 2016

Aktuell: Ein sicher interessanter Film, zu dessen Premiere trotz rechtzeitiger Kontakte die Deutsch-Polnische Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland und die Zeitschrift „POLEN und wir“ keine Einladung erhält. Wir können deshalb auch nicht eigenständig darüber berichten. (4.11.16)

face-carte-postal-a6-alemandSie waren jung, blickten erwartungsfroh in die Zukunft, fühlten sich in Breslau, der Stadt mit der damals in Deutschland drittgrößten jüdischen Gemeinde, beheimatet. Dann kam Hitler an die Macht. Ab diesem Zeitpunkt verbindet diese Heranwachsenden das gemeinsame Schicksal der Verfolgung durch Nazi-Deutschland als Juden: Manche mussten fliehen oder ins Exil gehen, einige überlebten das Konzentrationslager Auschwitz. Der Heimat endgültig beraubt, entkamen sie in alle rettenden Himmelsrichtungen und bauten sich in den USA, England, Frankreich, und auch in Deutschland ein neues Leben auf. Nicht wenige haben bei der Gründung und dem Aufbau Israels wesentlich mitgewirkt.

14 Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt des Films, der am 6.11.16, 17 Uhr, im Kino Nowe Horyzonty, Wrocław, seine Weltpremiere hat (Deutschlandpremiere 12.11.16, 16 Uhr, Filmfestival Cottbus, ab 13.11. auch in Berlin zu sehen). Sie erinnern nicht nur an vergangene jüdische Lebenswelten in Breslau. Ihre späteren Erfahrungen veranschaulichen eindrücklich ein facettenreiches Generationenporträt. Einige von ihnen nehmen sogar den Weg in die frühere Heimat auf sich, reisen ins heutige Wrocław, wo sie einer deutsch-polnischen Jugendgruppe begegnen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus schlägt der Film eine emotionale Brücke von der Vergangenheit in eine von uns allen verantwortlich zu gestaltende Zukunft.

Eine Rolle im Film spielt auch der Wiederaufbau einer jüdischen Gemeinde in Wrocław. Diese Einbindung macht die Fallhöhe deutlich, der Kontrast zum Vergangenen, zum unwiderruflich Verlorenen, wird schmerzhaft größer und deutet doch die Möglichkeit eines zarten Neubeginns an.

Der Film entstand in Kooperation mit der Bente-Kahan-Stiftung in Wrocław unter der Schirmherrschaft von Rafał Dutkiewicz, Stadtpräsident von Wrocław, und Władysław Bartoszewski,Bevollmächtigter des Premierministers in Angelegenheiten des Internationalen Dialogs (posthum).