Polens Tourismus-Chef nach skandalösen Äußerungen entlassen

Von | 30. August 2017

Eingangstor des KZ Auschwitz. Foto: Dnalor_01/Wikimedia Commons (CC-BY-SA 3.0)

Polen hat so viel nationale Kulturgüter zu zeigen, deshalb sollte man ausländische Besucher und Journalisten nicht einladen, die Gedenkstätte Auschwitz oder das Jüdische Museum Warschau zu besuchen. Das war der Kern der Aussage des erst seit März 2017 im Amt befindlichen Chefs des Polnischen Tourismusamtes, Marek Olszewski in einem Gespräch mit der großen polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza.

Olszewski strich einen Besuch der Gedenkstätte Auschwitz und des Museums der Geschichte der polnischen Juden aus dem Besuchsprogramm einer Journalisten-Delegation. Wörtlich erklärte er dazu gegenüber der Zeitung Gazeta Wyborcza: „Als der Kopf der polnischen Tourismus-Organisation, der sein Land liebt, will ich seine beste Seite zeigen, durch die Denkmäler, Kultur, Gastfreundschaft, wunderbare Musik. Auschwitz ist kein Touristenziel, sondern ein Ort der Märtyrer, der Einkehr und der Reflexion. Ich muss nicht Plätze zeigen, die mit der Geschichte und mit Geschehnissen anderer Nationen verbunden sind„. Und setzte dann noch einen drauf: „Es waren Polen, nicht die jüdische Elite, die während des Krieges komplett zerschlagen und liquidiert wurde. Lasst uns daran erinnern, dass die gesamte jüdische Kultur in der Realität überlebt hat. “

Veröffentlicht wurde der Artikel zwei Tage vor dem Jahrestag des Überfalls Deutschlands 1939 auf Polen und genau während in Oswiecim (Auschwitz) das Internationale Auschwitz Komitee (IAK), die Organisation der ehemaligen Auschwitz-Häftlinge aus aller Welt tagte. Unter ihnen auch der 91jährige Marian Turski,  Vorsitzender des Rates des von Olszewski angesprochenen Museums der Geschichte der polnischen Juden.

Natürlich führte die Veröffentlichung in der Gazeta Wyborcza unmittelbar zu einer Protesterklärung des IAK sowie der Gedenkstätte Auschwitz. Schon zur Mittagszeit des gleichen Tages folgte die Reaktion des Tourismusministers Witold Bańka: Marek Olszewski wurde wegen seiner skandalösen Äußerungen sofort als Chef der Tourismuswerbung Polens entlassen.

(Einen ausführlichen Bericht über die Tagung des IAK lesen Sie in der Printausgabe ab 1.10.)