Bruno Schultz
1932-2009
Für alle, die ihn kannten, hat
sich das Leben eines Weggefährten, eines Freundes und wunderbaren Menschen
erfüllt. Gleich zu gleich wurde er in Alexandrów, einer
Siedlung in der Nähe von Łódź mit Deutschen,
Polen, Juden und anderen groß, bis er in der Zeit deutscher Okkupation von
Menschenverachtung und Tyrannenanspruch erfuhr.
Als er 1949 mit seiner Mutter in
die Sowjetische Besatzungszone (SBZ), der späteren DDR kam, hatte er ein zum
Teil hartes Lagerleben hinter sich, lernte er die Arbeit eines Bauern, eines
Tischlers, eines Schneiders
improvisieren. Keiner Anforderung ging er aus dem Weg. Hungernd brach er
sein Brot und teilte sein Wissen. Er wusste aber diese Zeit mit den Jahren 1933
und 1939 zu denken. Bruno erfüllte sich in der DDR seinen Wunsch, Lehrer zu
werden und seine Kollegen wählten ihn später zu ihrem Vertrauensmann. Seit mehr
als 30 Jahren ist die Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Opole ohne Bruno Schultz undenkbar.
Immer fragte er sich, weshalb ein
Mensch so ist, wie er ist, und so war er tolerant, feinfühlig und energisch
gegen Ungerechtigkeit. Als Mittler zwischen Menschen, der die Kulturen beider
Länder in sich aufgenommen hatte, wurde er in den schweren Jahren 1989/90
Gründungsmitglied unserer Gesellschaft für gute Nachbarschaft zu Polen.
Verständigung war für ihn zuerst
eine Sache der Bürger und so wurde er 1992 einer der maßgeblichen Initiatoren
der Deutsch-Polnischen Rad- und
Wandertouren in der Beziehung zum Landsportbund Gorzów.
Als Organisator, Betreuer und Dolmetscher sorgte er sich um den jährlichen
Lehreraustausch zwischen den Partnerstädten, um die Beziehungen zwischen
Schulen und Chören und in den Stunden der Not während der Hochwasserkatastrophe
1997 war er selbstverständlich zur Stelle.
In den letzten Jahren seines
Lebens, die geprägt waren von einer mit Geduld ertragenen schweren Krankheit,
sorgte er sich um die Weiterführung seiner Arbeit, nahm er Anteil an der
Entwicklung unserer Gesellschaft. Bis zur letzten Stunde gab er uns seinen Rat,
hatte er seine Hoffnungen, Phantasien und Pläne, geschöpft aus den Erfahrungen
seit den Anfängen seines reichen Lebens.
Bruno Schultz hat hohe
Auszeichnungen erhalten. Er trägt das Kavalierskreuz des Verdienstordens der
Republik Polen. Er ist Ehrenbürger der Stadt Opole
und ist in das Goldene Buch der Stadt Potsdam eingetragen. Er erhielt die Ehrenurkunde des Landes Brandenburg. Bei
jeder Ehrung blieb er bescheiden, erklärte, dass sie nicht ausschließlich sein
Verdienst war, sondern zuerst das der Gemeinsamkeit seiner Familie, seiner
Freunde, vieler Gleichgesinnter.
Bruno Schultz ging von uns, nicht
ohne viel Bedenkenswertes zu hinterlassen. Es bleiben Spuren, auf denen die
Welt besser werden kann. Die Mitglieder unserer Gesellschaft werden ihm ein
ehrendes Andenken bewahren.
November 2009