„Die
Destruktion des Dialogs“
Wenn man sich fundiert mit den
bestehenden deutsch-polnischen Problemen und ihren Ursachen auseinandersetzen
will, bekommt man mit dem Buch „Die Destruktion des Dialogs“ eine sehr gute
Informationsquelle. Hier wird in 26 Beiträgen polnischer und deutscher Wissenschaftler
und Wissenschaftlerinnen gezeigt, wie in der Politik zwischen Polen und Deutschland
in den vergangenen 150 Jahren nationale Gegensätze aus Macht- (Polen,
Deutschland) oder Eroberungsgründen (Deutschland) instrumentalisiert wurden.
Statt einen konstruktiven Dialog zwischen der polnischen und der deutschen
Gesellschaft zu ermöglichen, wurde und wird dies verhindert. Dabei wird an
einem Beispiel, dem Oberschlesiens,
deutlich gemacht, dass diese von den herrschenden Kreisen organisierte
„Destruktion des Dialogs“ längst nicht immer von den Menschen vor Ort gewollt
und mitgetragen wurde.
Die behandelten Themengebiete
umfassen die Zeit vor dem I. Weltkrieg mit der
Deutschland-Konzeption Dmowskis und der
Polen-Konzeption Preußens, die Aufarbeitung der Diskriminierung, aber auch
Instrumentalisierung der jeweiligen Minderheiten der beiden Staaten in der
Zwischenkriegszeit, weiter die Probleme in der Zeit des Kalten Krieges nach
1945 sowie den heutigen Kampf um das „Zentrum gegen Vertreibungen“ und die
Auseinandersetzungen um und in der EU. Interessant und den Blickwinkel bedeutend
erweiternd sind zwei Exkurse über vergleichbare Konfliktfelder: die Entwicklung
der deutsch-tschechischen Beziehungen ebenfalls als „Dekonstruktion eines
Dialogs“ auf der einen Seite, die „Entinstrumentalisierungspolitik
von Feindbildern“ von Seiten der Niederlande in ihrem Verhältnis zu DDR und BRD
auf der anderen Seite.
Agnieszka Rzek
Dieter Bingen (Hg.), Peter Oliver Loew, Kazimierz Wóycicki, Die
Destruktion des Dialogs, Zur innenpolitischen Instrumentalisierung negativer
Fremd- und Feindbilder Polen, Tschechien, Deutschland und die Niederlande im
Vergleich, 1900-2005, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden
2007, ISBN 978-3-447-05488-1, 24,00 €