Polen und wir - Heft 50 - Juli 1999

Polnisch-deutsche Jazz-Beziehungen

Ein Musikalisches Werk besonderer Art

Von Hans Kumpf

Heutzutage gehört in puncto Jazz ein stimmiges Wechselspiel zwischen Polen und Deutschland längst zur Normalität. Am Anfang standen gutnachbarliche Beziehungen - bereits in den zwanziger Jahren. Die erste polnische Jazzgruppe wurde von dem gelernten Geiger Zygmunt Karasinski (1898-1973) gegründet, der 1921 nach Berlin reiste und dort alsbald Mitglied in der Band von Harry Spiler wurde. Dieser hatte eine amerikanische Dixielandgruppe erstmals nach Europa gebracht. Nachfolgend seien wichtige Stationen der deutsch-polnischen Jazzgeschichte nachgezeichnet.

Karasinski erinnerte sich später: "Das Improvisieren fiel mir leicht, ich lernte auch Saxophon zu spielen. 1922 wurden wir für die Eröffnung des ersten Tanzlokals im damaligen Spielcasino in Sopot engagiert. Bald danach verließ ich das amerikanische Ensemble, denn ich bekam ein Engagement im ersten polnischen Lokal in Danzig, dem "Ermitage". Ich suchte mir Kollegen aus: den Pianisten Jerzy Petersburski, den Banjospieler Fred Melodysta und zwei Deutsche aus Danzig, einen Schlagzeuger und einen Bassisten. So entstand die erste polnische Jazzcombo, mit der ich 1923 zur Eröffnung des Tanzlokals im Oaza am Theaterplatz nach Warschau kam."

Der Machtergreifung Hitlers zehn Jahre später "verdankte" die polnische Jazzszene für kurze Zeit einen qualitativen Aufschwung, da sich viele Instrumentalisten jüdischer Abstammung ins östliche Nachbarland absetzten. An erster Stelle zu nennen ist hierbei der Trompeter Ady Rosner, der im Stil von Harry James mit eigenen Big Bands brillierte. Unzählige jüdische Jazz- Musiker vieler Staatsbürgerschaften landeten schließlich in Konzentra-tionslagern.

Die Stalin-Ära behandelte den Jazz sehr widersprüchlich - mal wurde er als Ausgeburt des Kapitalismus gebrand-markt, dann feierte man ihn als die Musik der Unterdrückten Amerikas. Ein Jahrzehnt nach Kriegsende fristete die wegen ihrer improvisatorischen Freiheiten letztendlich "unkontrollierbare" Kunst-form in der Volksrepublik Polen ihr Dasein weitgehend im (gesellschafts-politischen) Untergrund, vom "Katakom-ben-Jazz" war die Rede.

Ganz groß an die polnische Öffentlichkeit - und wortwörtlich auf die Straße - gelangte der Jazz 1956 beim ersten nationalen Festival im Seebad Sopot, abgehalten zwischen dem 6. und 12. August. Einheimischer Star im eigentlichen Ausstellungspavillon "A" an der Mole war der damals 25jährige Pianist Krzysztof Komeda, als einziges Ensemble aus dem westlichen Ausland spielte die "Dave Burman Jazz Group" (London). Dank des überwältigenden Erfolgs wagten es die studentischen Organisatoren, im Folgejahr die Festivität erheblich auszuweiten. Nun dienten als Veranstaltungsorte sowohl die berühmte Waldbühne als auch ein Sportstadion und eine Werfthalle in der Nachbarstadt Danzig.

Gleich zwei deutsche Bands wurden hierzu eingeladen: die West-Berliner "Spree City Stompers" und unabhängig davon das "Joki Freund Quintett" alias "Frankfurt All Stars". Eingefädelt hatte den hessischen Beitrag der Jazz-Moderator Werner Wunderlich. Wunderlich hatte während seiner Kriegsgefangenschaft in Warschau die Sprache des Landes erlernt und dann rege Verbindungen zur dortigen Zeitschrift "Jazz" gehalten. Diese wollte den mittlerweile in Darmstadt studierenden Amateur-Tubisten, seinerzeit ganz offiziell "Polen-Referent" bei der Deutschen Jazzföderation, samt seiner Combo "Rhine Water Ramblers" an der Ostseeküste aufspielen lassen. Doch Werner Wunderlich wollte den Polen, seinen eigenen Worten zufolge, die "beste Band" Deutschlands mitbringen. Der Posaunist Albert Mangelsdorff und sein älterer Bruder Emil (Saxophon, Flöte) ließen sich nach monatelangem Zureden überzeugen - und blieben von da an in Polen unvergessen. Viele Kontakte knüpfen konnte zudem der mitgereiste "Jazz-Papst" Joachim-Ernst Berendt (Südwestfunk Baden-Baden). Keine Frage: 1957 geriet zu einem markanten Neuanfang in der deutsch-polnischen Jazzgeschichte. Albert Mangelsdorff erinnerte sich in einem Interview: "Mit diesem Besuch verbinde ich wunderbare Erinnerungen. Es war kurz nach dem Krieg, und wir Deutschen waren uns der großen Schuld bewusst. Um so mehr waren wir von dem herzlichen Empfang überrascht. Diese Momen-te gehören zu den schön-sten in meiner Karriere." Der Vollständigkeit halber sei vermerkt, dass der von Wunderlich zusammengestellten Delegation noch die beiden Amerikaner Bill Ramsey (Gesang) und Albert Nicholas (Klarinette) sowie Olaf Hudtwalker und Wolfgang Böhm als Funktionäre der Deutschen Jazzföderation angehörten.

Als im Februar 1997 das Festival in Olsztyn/Allenstein 40 Jahre Jazz-Partnerschaft zwischen den beiden Ländern würdigen und feiern wollte, wurde dieses honorige Ansinnen von den deutschen Kulturbürokraten nicht adäquat unterstützt. Stargast sollte Albert Mangelsdorff sein. In der finanziellen und organisatorischen Unsicherheit kamen als Repräsentanten der beiden im Juli 1957 an der Ostsee aufgetretenen deutschen Formationen dann immerhin Emil Mangelsdorff und der Posaunist Hans Wolf Schneider. Mit dabei wieder im völkerverbindenden Einsatz Werner Wunderlich. Seine polnischen Freunde erinnerten sich noch lebhaft an die "Geheimgespräche", welche seinerzeit in Sopot die beidseitigen Jazzaktivitäten weiter in die Wege geleitet hatten.

Im selben Jahr, also 1957, lud Wolfram Röhrig den Pianisten Andrzej Kurylewicz nach Stuttgart zu der vom Süddeutschen Rundfunk veranstalteten "Woche der leichten Musik" ein. 1958 war Albert Mangelsdorff zusammen mit dem (polnischen) Saxophonisten Jan "Ptaszyn" Wroblewski Mitglied der von Dizzy Gillespie angeführten "International Youth Band" des amerikanischen Newport-Festivals.

In den sechziger Jahren wurde Polen zu dem Land des Ostblocks, das mit der Bundesrepublik am intensivsten swingenden Kulturaustausch pflegen konnte. So konzertierte das "Albert Mangelsdorff Quintett" Ende 1965 beim Warschauer Festival "Jazz Jamboree". Mangelsdorffs Bassist Günter Lenz wurde unverhofft die Ehre zuteil, bei einer Produktion mitwirken zu dürfen, die später als die wichtigste und beste polnische Platte gelten sollte: "Astigmatic". Tadeusz Wójcik, regulärer Bassist von Krzysztof Komeda, war krankheitshalber ausgefallen, und Lenz sprang kurzfristig ein. Aufgenommen wurde nach dem Festivalkonzert nachts im "Sala Kongresowa". Komeda arbeitete auch hier mit geradezu "filmdramatischen" Elementen, wobei er durch rhythmische Repetitionen und Orgelpunkte geschickt Spannungen entwickeln konnte. Als Mitwirkende der Platte, die mittlerweile vielfach in Vinyl und als CD aufgelegt wurde, fungierten noch der Trompeter Tomasz Stanko, der Saxophonist Zbigniew Namyslowski und der schwedische Schlagzeuger Rune Carlsson.

Im Oktober 1967 inszenierte Joachim-Ernst Berendt "deutschspra-chige" Plattenaufnahmen mit "Dichtung aus Polen und Jazz". Die Musik dazu komponierte (und spielte) Krzysztof Komeda, den Berendt zehn Jahre zuvor in Sopot kennengelernt hatte. Benannt wurde die Scheibe nach dem Milosz-Gedicht "Meine süße europäische Heimat", die Übersetzungen stammten von Karl Dedecius. Berendt verwies gerne darauf, wie intensiv sich Komeda mit den Poesie-Werken seiner Landsleute auseinander-setzte und in Warschauer Bibliotheken nach den Originaltexten forschte. Als der inzwischen in Hollywood erfolgreiche Komeda 1969 unter tragischen Umständen starb, holte Berendt polnische Musiker (darunter Tomasz Stanko, Michal Urbaniak und Urszula Dudziak) ins Studio, um den Meister zu würdigen: "We'll remember Komeda" hieß der von MPS verlegte Tonträger.

Auf die Konzeption Komedas griff Berendt nochmals 1985 bei einer neuen Aufnahme mit polnischer Lyrik zurück. Rezitator war nun Gert Westphal, musik-interpretatorisch beteiligten sich das virtuose Warschauer Trio "String Connection" um den Geiger Krzesimir Debski sowie das "Polski Jazz Ensemble", dessen Mitglieder allesamt in den Westen emigriert waren: Saxophonist Leszek Zadlo und Schlagzeuger Janusz Stefanski nach Deutschland, Keyboarder Adzik Sendecki in die Schweiz, Bassist Bronek Suchanek nach Schweden. In Polen wurde bedauert, dass die Gedichte von Szymborska, Lipska, Milosz u.a. nicht noch in der Originalsprache mit dem Jazz kombiniert wurden. Als Compact-Disc erschien "Der Walzer vom Weltende" dann 1997 - zum 75. Geburtstag Berendts.

Am 19. Juli 1998 widmete das Festival "JazzOpen Stuttgart" Joachim-Ernst Berendt einen ganzen Abend und ein ausgedehnter Programmpunkt war hier Polen vorbehalten. Pawel Brodowski, Chefredakteur der Zeitschrift "Jazz Forum", und die Sängerin Urszula Dudziak bedankten sich in aller (Fernseh-) Öffentlichkeit für die Bemühungen Berendts um die polnische Jazzszene. Ökonomisch ergiebig und künstlerisch fördernd schien der deutsche Markt für viele polnische Jazzmusiker allemal. So sagte mir Urszula Dudziak, dass es für sie und ihren (damaligen) Ehemann Michal Urbaniak wichtig gewesen sei, frühzeitig von dem Intercord-Label "Spiegelei" produziert worden zu sein. Inzwischen hat sie längst mit ihrer (oftmals raffiniert elektronifizierten) Stimme Weltruhm erlangt und ihre Wohnsitze in die USA und nach Schweden verlegt. Die Idee zum Projekt "Vocal Summit", in dem sie auch mit dem späteren Pop-Star Bobby McFerrin kooperierte, ging gleichfalls von Deutschland aus.

Noch in bester Erinnerung ist für den Trompeter Tomasz Stanko, dass er 1964 vom Norddeutschen Rundfunk zu ausgedehnten Aufnahmen nach Hamburg eingeladen wurde. Die in München ansässige Plattenfirma ECM stellte den individuell herzhaft-herb intonierenden Blechbläser immer wieder groß heraus. Der jüngste Erfolg, begleitet mit vielen "live"-Konzerten, war "Litania" beschieden - wieder einmal eine Hommage an Krzysztof Komeda, der in Nachfolge zu Chopin inzwischen zur polnischen Musik-Ikone stilisiert wurde. Stanko darf wohl als derjenige polnische Jazzmusiker gelten, der von ausländischen Kollegen am meisten geschätzt und so immer wieder zu Produktionen hinzugezogen wird. So lobt Stanko die frühe Zusammenarbeit mit Alexander von Schlippenbach ("Globe Unity Orchestra") und dem revolutionären Saxophonisten Peter Brötzmann, der mit ihm auch 1971 Krzysztof Pendereckis "Actions" in Donaue-schingen unter Leitung des prominenten Kom-ponisten uraufführte.

Bereits in den sechziger Jahren war es vornehmlich polnischen Dixieland-Ensembles möglich häufig im Westen zu konzertieren. Ich erinnere mich noch, wie ich 1969 die "Hagaw Jazz Band" in Schwäbisch Hall bei einer Veranstaltung des "linken" Jugendclubs "alpha 60" ansagen - und mich mit meinen missglückten polnischen Ausspracheversuchen blamieren - konnte. Traditional-Gruppen wie die "Old Metropolitan Jazz Band" und das "Jazz Band Ball Orchestra", beide Krakau, gefielen stets durch ihre frisch-muntere Interpretation des eigentlich antiquierten Ausgangsmaterials. Preis-günstig konnten sie sich in Deutschland anbieten, bei einem guten Wechselkurs ließ es sich dann in der Heimat gut leben. Freilich: mittlerweile existiert kein Devisen-Schwarzmarkt mehr, und die in Deutschland abzuführende hohe Auslän-dersteuer für Künstler schadet letztendlich dem internationalen Kulturaustausch in seiner Gesamtheit.

Seit 1966 wird in Nürnberg alle zwei Jahre das Festival "Jazz Ost West" abgehalten, kontinuierlich wurde dies mit polnischen Musikern bestückt - ständiger Stammgast sozusagen ist Tomasz Stanko. Zudem sorgt der unverwechselbare Stanko bei "JazzBaltica", der swingenden Festivität in Kiel und Salzau, für eine hochwertige Konstante.

Nicht zu unterschätzen ist die "Jazz Jamboree" in Warschau. Ähnlich wie Nürnberg diente sie früh als Drehscheibe und Informationsbörse. Das polnische Festival ermöglichte vor dem Wendejahr 1989 unzählige deutsch-deutsche Kontakte - bei Musikern, Journalisten und angereisten Zuhörern. Zum Bindeglied der internationalen Jazzgemeinde und besonders auch zwischen BRD und DDR avancierte die in der polnischen Hauptstadt editierte Zeitschrift "Jazz Forum". 1967 (ein Jahrzehnt nach Sopot!), als auf polnische Initiative die Europäische Jazzföderation entstand, wurde diese in einer englischen Version zum systemübergreifenden Organ einer sich frei und unabhängig fühlenden Jazz-Welt. Fünf Jahre lang - bis zur Einführung des Kriegsrechts 1981/82 - gelang es sogar eine deutschsprachige Ausgabe herauszubringen. Experten wie Bert Noglik und Rolf Reichelt reisten zum Übersetzen regelmäßig aus der Deutschen Demokratischen Republik an. Mit der Doppelnummer 5/6-1992, 66 Seiten im DIN-A-4-Format, ausgeliefert erst Anfang 1993, verabschiedete sich das "Jazz Forum" in englischer Sprache. Wirtschaftliche Zwänge machten diesen Schritt notwendig - eben eine Kehrseite der politischen Öffnung.

Zahlreiche Jazz-Aktivitäten entfalteten 1997/98 die "Baden-württembergisch / Polnischen Kulturbegegnungen". "Kinderkreuzzug", "Children Song", "Oberek" und "W olszynie" - so heißen einige Stücke, die in den Ludwigsburger "Bauer Studios" digital auf Band gebannt wurden. Bernd Konrad, Professor an der Stuttgarter Musikhochschule, bekam vom Land Baden-Württemberg finanzielle Mittel zugewiesen, um ein deutsch-polnisches Jazzensemble zu formieren. Vor einem Auftritt beim "Südpool-Sommer-Festival" in Stuttgart machte das binationale Quintett CD-Aufnahmen, die freilich noch eine engagierte Plattenfirma suchen.

Als Stargast der Gruppe fungierte Urszula Dudziak. Zwei folkloristische Lieder ihres Geburtslandes steuerte Urszula Dudziak zum gemeinsamen Unternehmen bei. Bei "Oberek" handelt es sich um einen rhythmisch verspielten Tanz im Dreivierteltakt, und die eigentlich simple Dur-Tonleiter abwärts arrangierte sie bei "W olszynie" ("Wäldchen") sehr lieblich und harmonisch anheimelnd. Die Bassklarinette von Bernd Konrad und das Flügelhorn von Herbert Joos gelangten mit der instrumental geführten Stimme zu einer homogenen Innigkeit.

Bei dem Werk "Kinderkreuzzug" erinnerte sich Saxophonist Konrad seines Stückes "Sarajevo" und des gleichnamigen Gedichts von Bertolt Brecht. Dieses erschütternde Poem beginnt mit den Worten: "In Polen, im Jahr Neununddreißig/ War eine blutige Schlacht/ Die hatte viele Städte und Dörfer/ Zu einer Wildnis gemacht./ Die Schwester verlor den Bruder/ Die Frau den Mann im Heer/ Zwischen Feuer und Trümmerstätte/ Fand das Kind die Eltern nicht mehr." Den Inhalt und die Atmosphäre der Brecht-Lyrik wollte Bernd Konrad dabei nachzeichnen, musikalisch gelangte der Jazz-Professor dabei im "Teil C", von dem in den "Bauer Studios" gleich mehrere "Takes" aufgenommen werden mussten, in das populäre und improvisations-freundliche phrygische Tongeschlecht.

Dass der Schlagzeuger Janusz Stefanski in Deutschland hängen blieb, lässt sich historisch real-politisch begründen: Als am 13. Dezember 1981 in Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde, waren gerade Radio- und TV-Aufzeichnungen beim Südwestfunk und ein Clubgastspiel im Frankfurter Jazzkeller beendet. Da dem Drummer eine Tournee mit dem "Vienna Art Orchestra" unmittelbar bevorstand, verweilte er sicherheitshalber im Westen. Inzwischen konnte sich Stefanski als zuverlässiger Partner der deutschen Jazzszene einen Namen machen. Nun wohnt der bescheidene Jazz-Leistungsträger im hessischen Millio-närsflecken Königstein - und hatte somit nach Stuttgart und Ludwigsburg eine relativ kurze Anreise zu bewältigen.

An den perfekt gestalteten Spannungs-aufbau des legendären Polanski-Filmkomponisten Komeda erinnerte eine Komposition von Herbert Joos. Der Titel steht noch nicht fest. Soll der aus Karlsruhe stammende Trompeter sein Stück nach dem badischen Freiheits-kämpfer Friedrich Franz Karl Hecker benennen, wie Kollege Konrad Knitz vorschlug? Vielleicht kann man dabei auch an den polnischen General Ludwik Mieroslawski denken, der vor 150 Jahren den Demokraten in Deutschlands Südwesten mit militärischem Know-how helfen sollte...

Mit mehreren Performances bereicherte das von der Philologin und Übersetzerin Katarzyna Kumpf angeführte Projekt "Polnische Lyrik & Jazz" die Kulturbegegnungen im Südweststaat. Musikalisch unterstützt wurde die Rezitatorin von ihrem Ehemann Hans Kumpf (Klarinette, Theremin) und Vitold Rek. Unter seinem eigentlichen Namen Witold Szczurek hatte der Kontrabassist seine Karriere in Polen begonnen, in Deutschland erhofft sich der in Krakau (unter Penderecki) ausgebildete Saitenvirtuose jedoch mehr künstlerische Anregungen. Auf Initiative von Bert Noglik formierte Rek - in Anlehnung seines erfolgreichen Quartetts "East West Wind" - eigens für die Lepziger Jazztage am 8. Oktober 1998 eine "Polish-German Jazz Connection". Mit dabei war wiederum der Saxophonist Adam Pieronczyk, der übrigens mit dem Danziger Pianisten Leszek Mozdzer in Deutschland schon etliche Duo-Auftritte absolvieren konnte, sowie Janusz Stefanski (Schlagzeug) und Corinna Danzer (Saxophon). Die Kritik lobte sodann die enorme Spielfreude des länderübergreifenden Unternehmens.

Unzählig sind inzwischen die deutsch-polnischen Jazz-Aktivitäten geworden. Dass immer wieder gemeinsame instrumentale Fortbildungen - wie jüngst im saarländischen Neunkirchen - stattfinden, dient erst recht der Völkerverständigung. Aber der Jazz ist eo ipso eine internationale Musik, eine Sprache weitgehend ohne Kommunikationsschwierigkeiten.

(Dieser Artikel wurde unter Mitarbeit von Katarzyna Kumpf, Murr, geschrieben)