Polen und wir - Heft 50 - Juli 1999

ERHOLEN IN KOLOBRZEG

Es gibt noch viel zu entdecken an der polnischen Ostseeküste

Von Harri Czepuk

Gut dreieinhalb Autostunden von Berlin entfernt, wenn es an der Grenze keinen Stau gibt und man auf polnischer Seite die Straßenverkehrsregeln einhält (was man tunlichst wegen der zahlreichen Radarkontrollen beachten sollte) liegt an der Ostseeküste das geschichtsträchtige Kolobrzeg (Kolberg), seit langem staatlicher Badekurort und auch sonst sehr interessant. Wanderungen entlang der Küste oder auch ins Binnenland eröffnen landschaftliche Reize. Ausflüge nach Koszalin, nach Swinoujscie oder wenn man sich etwas Zeit nimmt, nach Gdansk sind geeignet, Kenntnisse über Land und Leute zu erwerben oder zu erweitern. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Innenstadt (Kolberg war wieder einmal wie oft in seiner Geschichte zur Festung erklärt worden) ist - wie in Polen oft zu beobachten - liebevoll restauriert worden.

Geschichtlich gesehen wird Kolobrzeg im Jahr 2000 das Millenium der Christianisierung feiern. Im Jahre 1000 war der deutsche Kaiser Otto III. auf Einladung des damaligen polnischen Königs Boleslaw Chrobry nach Gniezno gereist, um die Errichtung der selbständigen polnischen Kirchenprovinz mit dem Erzbistum Gniezno sowie den drei Bistümern Krakow, Wroclaw und Kolobrzeg vertraglich zu regeln, was der Anerkennung des polnischen Staates in seinen damaligen Grenzen, die nach Westen etwa den heutigen Grenzen entsprechen, gleichkam. Die deutsch-polnischen Beziehungen befanden sich damals auf einem Höhepunkt wie sie dann über Jahrhunderte nie wieder erreicht wurden.

Kolobrzeg, war zu jener Zeit eine slawische Siedlung die besonders durch ihre Salz-Sole-Quellen berühmt und nicht zuletzt auch begehrt war, was im Laufe der Jahrhunderte den häufigen Wechsel der Staatszugehörigkeiten erklären mag.

Diese Salzsole spielt bis auf den heutigen Tag für den Kurbetrieb eine wichtige Rolle. Sole- und Moorbäder, gehören nämlich - neben Sonne, Luft und See zu den hervorragenden Angeboten des Kurbades. Nach dem Zweiten Weltkrieg, an dessen Ende polnische Truppen die Stadt befreiten und die "Vermählung mit dem baltischen Meer" feierten, wovon heute ein Denkmal zeugt, wurde Kolobrzeg besonders zum Kurort für die Bergarbeiter aus Slask ausgebaut. Zahlreiche Kur- und Ferienheime wurden von den Gewerkschaften aufgebaut und übrigens im Gegensatz zu dem, was die Ostseebäder in Ostdeutschland erlebten, auch von den Gewerkschaften weiter genutzt und geführt. Prophylaktische und Heilkuren sind besonders bei rheumatischen und Kreislauferkrankungen, bei Stoffwechsel(Diabetes)- , Atemwegs- und Hautleiden(Allergien) zu empfehlen. Inzwischen sind auch neuerrichtete moderne Hotels hinzugekommen, freilich etwas teurer als die gewerkschaftlichen Kurhäuser.

Obwohl die Heime fast ständig in Betrieb und mit Patienten aus dem Land, vor allem auch Kindern ziemlich gut belegt sind, umwirbt man natürlich auch ausländische Touristen und Kurpatienten. Eine Kur ist preiswerter als in Deutschland. Freilich zahlen die Kassen nichts dazu.

Wer Interesse hat, der wendet sich am besten entweder an eines der in Deutschland ansässigen polnischen Reisebüros. Besser, weil etwas preiswerter vielleicht aber direkt an Touristenbüros in Kolobrzeg, wie z.B. das IT (Informacja Turystyczna (Touristenauskunft) ul. Wojska Polskiego 6c PL78-100 Kolobrzeg Tel 35-279-39 , das Reisebüro "Albatros", ul. Dworcowa 1, Tel. 352-41-51, oder das Reisebüro "ORBIS" ul. Dworcowa 2 Tel. 352-32-72. Bei diesen Reisebüros, in denen deutsch gesprochen wird, kann man auch Direktadressen und Telefonnummern von Hotels und Sanatorien erfahren.