Polen und wir Heft 3/2000 Seite 10

Deutsch-Polnische Nachrichten

Der Internationale Bund (IB) will gemeinsam mit den Arbeitsämtern in Frankfurt (Oder) und Słubice gegen die Arbeitslosigkeit in diesen Regionen vorgehen. Für je sechs deutsche und polnische Langzeitarbeitslose soll ein koordiniertes Projekt im Garten- und Landschaftsbau entstehen. Während dieser Zeit sollen die Langzeitarbeitslosen mit einer zusätzlichen Qualifikation ausgestattet werden. Seit drei Jahren halten die Arbeitsämter beider Städte Kontakt, aber gemeinsame Projekte sind wegen der EU-Außengrenze immer noch schwierig. So sollen die deutschen Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Wildpark Rosengarten, die polnischen Arbeitslosen rund um dass Słubicer Stadion arbeiten. Den theoretischen Teil absolvieren sie gemeinsam beim IB.

Kontakte zwischen Künstlerinnen und Künstlern aus Frankfurt (Oder) und Gorzów gibt es bereits seit 20 Jahren. Kurzzeitig – bis 1992 - kamen diese Kontakte, so der Vorsitzende des Frankfurter Amateurkunstvereins Erhard Weber zum Erliegen. Im Mai dieses Jahres stellten die polnischen und deutschen Künstlerinnen und Künstler das erste Mal ihre gemeinsam erstellten Arbeiten in Deutschland, im Friedersdorfer Kunstspeicher aus. Bisher fanden Ausstellungen nur in Polen statt.

Eine Zusammenarbeit vereinbarten der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und seine polnische Entsprechung  SIMP im Mai dieses Jahres. Die polnische Seite ist stark an der Vermittlung von Kontakten zu Zertifizierungs- und anderen Behörden in Deutschland und der EU interessiert. In der Vierteljahreszeitschrift “VDI nachrichten Berlin-Brandenburg” soll es künftig eine Seite in polnischer Sprache geben.

Die Freiheitsunion (UW) und die CDU-Brandenburg sprachen im Mai westpolnischen Sulecin über die Gesundheitsreform in Polen und die geplante Deutschland. Die UW gehört wie die CDU der Europäischen Volkspartei an, einem Verband christlich-konservativer Parteien. Die brandenburgische CDU hatte im Dezember 1999 mit der UW aus der Wojewodschaft Łubuskie die erste Vereinbarung über eine regionale Kooperation beider Parteien geschlossen.

Ihr 10-jähriges Bestehen feierten im Mai der Deutsch-Polnische Verein Cottbus e.V. (DPV) und seine Partnerorganisation Towarzystwo Współpracy Polska-Niemcy (TWPN) aus der Partnerstadt Zielona Góra. Wir gratulieren herzlich.

Im Juli schlossen die Technischen Werke Eberswalde und der Hafen Szczeciń einen Kooperationsvertrag. Einig darüber wurden sich beide Seiten bei einem Arbeitsbesuch im Juni dieses Jahres: “Die günstige Lage zur Hauptstadt Berlin, die noch für Jahrzehnte Baustelle sein wird, und die geplante EU-Erweiterung machen den Standort Eberswalde interessant”, so der Geschäftsführer der Technischen Werke Eberswalde Volker Voigt.

Zwischen den Kleinstädten Buckow im Märkischen Oderland und dem polnischen Lagów ist am 29. Juli die jüngste Städtepartnerschaft einer Brandenburger Ortschaft geschlossen worden. Beide Städte liegen mitten in Naturparks und haben eine starke wirtschaftliche Ausrichtung auf den Tourismus. Mehrere Buckower sind in Lagów geboren und aufgewachsen. Zum Vertragsabschluss ist in der Galerie “Altes Warmbad” im Zentrum Buckows eine Ausstellung mit historischen Ansichtskarten Lagóws gezeigt worden.

Im Juli fanden die “Deutsch-Polnischen Musiktage Gartz” zum achten Mal statt. Die Aufführungsorte waren Gartz, Gryfino und Wartin. Die Konzerte in Polen und Deutschland zeichneten sich nicht nur durch ein hohes Niveau aus, sondern auch durch ihre Volksverbundenheit und ihr Traditionsbewusstsein aus. Die Deutsch-Polnischen Musiktage werden zu 60% vom Land Brandenburg finanziert und werden am 10. Juni 2001 fortgesetzt.

Der deutsche Regisseur Tom Tykwer verfilmt aus dem Nachlass von Krzysztof Kieślowskis das Drehbuch “Heaven” in den Bottroper Studios der Warner Brothers seinen nächsten Spielfilm. Es handelt sich um eine Liebesgeschichte zwischen einer Attentäterin und einem Polizisten.

Das “Bündnis Aktiver Fußball-Fans” organisierte Ende Juli in Frankfurt/ Oder und Słubice einen bundesweiten Kongress. Unter dem Motto “Fußball ohne Grenzen?” diskutieren Fangruppen des FC Schalke 04, 1860 München, FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf usw. aber auch aus Polen über Antirassismus-Arbeit und die WM 2006 in Deutschland.

Mit dem Begriff der "Grenze" setzte sich eine internationale Gruppe zwei Wochen lang in Forst auseinander. Zuerst entwickelten die Teilnehmer aus Weißrussland, Polen, Ungarn und Deutschland ein szenisches Stück, dann stellten sie es der Öffentlichkeit in verschiedenen Städten vor. Dieses Theaterprojekt fand im Rahmen der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste statt.

Ein gemeinsamer deutsch-polnischer Protest gegen die vom Land Brandenburg geplante Gütertrasse durch das Oderbruch fand am 19. August statt. Unter dem von der Neureetzer Künstlerin Maria Wüllner geprägten Motto “Mit Händen und Füßen” nahmen rund 500 Menschen an dem grenzüberscheitenden Protestaktion zwischen Gozdowice und Güstebieser Loose teil.

Ein zweisprachiges, deutsch-polnisches Besucherleitsystem soll im Oderbruch Touristen die Orientierung erleichtern. Unter der Leitung des Tourismusverbandes Märkisch-Oderland werden 64 Ortschaften davon erreicht. Dort werden 80 Orientierungstafeln, versehen mit der Karte der Oderregion, einer Piktogrammlegende und einem vergrößertem Kartenausschnitt dem Besucher und der Besucherin helfen, sich zurechtzufinden.

Die Zeitschrift das Parlament hat es geschafft, in ihrer Ausgabe Nr. 35-36 vom 25.8./1.9. 2000 zum 10. Jahrestag der deutschen Vereinigung auf 16 Seiten kein Wort über den Beitrag Polens dazu zu verlieren.

NRW–Ministerpräsident Clement erinnert bei seinem Besuch zum 1. September in Polen an die deutschen Verbrechen während des II. Weltkrieges in Polen. “Wir Deutschen erinnern uns in tiefer Scham und Trauer an das, was unser Land über andere europäische Länder gebracht hat”. Am Vortag wurde ein Vertrag zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und der Wojewodschaft Schlesien über eine engere Zusammenarbeit unterschrieben.

In seiner Rede vor den Vertriebenenverbänden am “Tag der Heimat” würdigte Bundeskanzler Schröder am 3. September die “Charta” als einen positiven Beitrag der Vertriebenen. Er sagte aber auch: Die Vertriebenen “empfanden sich subjektiv als die „vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen“ - wie es in der Charta heißt. Angesichts der millionenfachen Opfer der Nazi-Barbarei, die jede Hierarchisierung verbieten, kann diese Wertung aus historischer Sicht sicher so nicht Bestand haben. Aber niemand konnte von den Vertriebenen verlangen, ihr eigenes Schicksal gewissermaßen zu „objektivieren“.” Weiter sagte er: “Die Bundesrepublik Deutschland hat keine Gebietsansprüche gegen ihre Nachbarländer. Die Bundesregierung wird die Beziehungen mit diesen Staaten nicht mit politischen und rechtlichen Fragen belasten, die aus der Vergangenheit herrühren.”