Die “Solidarność” im Landtag von Baden-Württemberg

Von Hans Kumpf

Im August 1980 wurde das Tor der Danziger Leninwerft zum Symbol des Kampfes der Ge-werkschaft Solidarność und ihres Führers Lech Wa³êsa, ab November 1989 gewann der Mauerfall vor dem Brandenburger Tor besondere Bedeutung. “Tore der Freiheit” nennt sich eine Ausstellung, die im November 2000 in Stuttgart gezeigt wurde. Zuvor war die plakative Schau in Berlin und in Frankfurt (anlässlich der Buchausstellung) zu sehen. Frieder Birzele, Landtagsvizepräsident und Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, organisierte innerhalb kurzer Zeit die Präsentation.

Janusz Reiter, nunmehr Präsident vom “Zentrum für Internationale Beziehungen” in Warschau initiierte die Dokumentation, deren inhaltliche Gestaltung wurde vom dortigen “Zentrum KARTA” übernommen. Letztendlich waren es viele “untertitelte” schwarz-weiß-Fotos, exakt auf die Rezipienten in Deutschland zugeschnitten. Dreidimensional wird es nur bei einer Untergrunddruckerei, neuere multi-mediale Techniken wie der Einsatz von Videos oder interaktiven Computerlernspiele fehlen gänzlich. Eine Quellensammlung, die wohl gut als kleine Broschüre aufbereitet werden könnte. Neben Reiter sprach zur Ausstellungseröffnung auch sein Nachfolger im Botschafter-Amt, Andrzej Byrt. Voll des Stolzes bekannte sich der Diplomat zu den vor über einem Jahrzehnt abgelaufenen binationalen Entwicklungen.

Zweifellos: ohne die Solidarność und den Runden Tisch mit den nachfolgenden freien Wahlen in Polen wäre es nicht zu der deutschen Einigung gekommen. Süffisant werden da Faksimiles gezeigt, aus denen hervor geht, wie die Noch-DDR gegen die Umtriebe in ihrem östlichen Nachbarland anrannte. Mit nicht weniger Häme werden Zitate wiedergegeben, nach denen sich so manche West-Politiker von den Solidarność-Aktivitäten mehr oder weniger distanzierten. So schrieb Egon Bahr 1981 im SPD-Parteiorgan “Vorwärts”: “Die Erhaltung des Weltfriedens... ist noch wichtiger als Polen”.

Nicht zu erfahren ist dagegen in dieser Ausstellung, dass der amerikanische Geheimdienst CIA die Solidarność-Bewegung finanziell unterstützte - genauso wie dieser es einst mit Chiles Mord-Diktator Pinochet praktizierte, der von Solidarność-Anhängern, die heute dem politisch rechten Lager angehören, als edler Kämpfer wider den Kommunismus verehrt wird.

 

Mit zwei Bullis in die Karpaten

Dreizehn junge Ostwestfalen besuchten Rzeszów 

Mit zwei Bullis machten sie sich auf den Weg in die Karpaten: 13 junge Erwachsene aus Ostwestfalen trafen sich in Bielefelds polnischer Partnerstadt Rzeszów mit jungen Polen und diskutierten mit ihnen und dem Stadtpräsidenten Dr. Andrzej Szlachta über die EU-Osterweiterung.

Dass Polen in die EU gehöre, darüber waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig.

Dabei würde Rzeszów als Bezirkshauptstadt in der Grenzregion Vorkarpaten im Südosten des Landes erst einmal unter der Aufnahme in die EU leiden. Denn die EU-Ostgrenze würde wohl zunächst wie eine Festungsmauer zwischen Polen und der Ukraine verlaufen. Zur Zeit ist diese Grenze durchlässig und für Polen wie Ukrainer überlebenswichtig.

“Viele haben Angst um den Handel in der Stadt”, erklärte der Stadtpräsident Dr. Andrzej Szlachta. Viele Polen kaufen bei den Ukrainern: von der Jeans bis zur Zigarette, da die Waren günstiger zu haben sind. 

Auf ihrer einwöchigen Fahrt setzten sich die jungen Leute aus Ostwestfalen mit der deutschen Geschichte in Polen auseinander. Sie besuchten die KZ-Gedenkstätte Auschwitz, den jüdischen Friedhof von Kraków und sprachen am deutsch-polnischen Stammtisch in Rzeszów mit einem Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz und polnischen Studenten der Pädagogischen Hochschule. An diesem Stammtisch treffen sich übrigens einmal im Monat die Mitglieder der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Rzeszów und polnische Germanistik-Studenten zum Gedankenaustausch.

Auf dem Programm der Gruppe stand außerdem ein Besuch der neuen Bibliothek von Rzeszów und der Europa-Akademie (noch im Rohbau), die auf Initiative von Dr. Barbara Diehl, der Vorsitzenden der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bielefeld, zur Zeit mit deutschen Fördergeldern in der Bielefelder Partnerstadt aufgebaut wird.