Projekt
“Nadole” am Ende?
Die finanziellen Kürzungen
führen zum wahrscheinlichen Ende einer vielversprechenden Initiative
Von Agnieszka Rzek
Dem Görlitzer Klub Nadole, der in Zgorzelec zu Hause ist, wird nach genau drei Jahren erfolgreicher Arbeit das Licht ausgeschaltet. Die Görlitzer Oldtimer Parkeisenbahn hat keine Mittel mehr, eine Arbeitskraft zu bezahlen. Hans-Jürgen Hänel, der Klubverantwortliche, vermutet auch mangelndes Interesse, da der Klub nicht mehr so recht zum Inhalt der Nostalgiebahn passt. Von Seiten der Stadt, so Hänel, sei zwar die Arbeit dieses gut funktionierenden Klubs anerkannt worden, aber es habe keine finanzielle Unterstützung gegeben. Die polnische Seite hatte die Räume, Wasser, Strom und Heizung kostenlos zur Verfügung gestellt.
Am 13. September zeichnet der Botschafter der
Republik Polen die Städte Görlitz/ Zgorzelec mit dem Preis der besten
partnerschaftlichen Beziehungen aus. Hans- Jürgen Hänel vom Klub Nadole hat
auch eine Einladung. Doch er wird nicht zu der Auszeichnungsveranstaltung
hingehen. Denn am Tag nach der Auszeichnung ist Schluss mit der
grenzüberschreitenden Arbeit in seinem Klub.
Projekte für Polen und Deutsche Grenz-überschreitende Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen, Arbeit mit Jugendlichen und mit jungen Erwachsenen, die mit
deutschen Gesetzen in Konflikt gekommen waren, stand im Mittelpunkt der Klubarbeit.
“In den vergangenen drei Jahren haben wir in Zgorzelec ein gutes Vertrauensverhältnis
zu unserer deutschen Einrichtung aufbauen können. Und es konnte Hunderten
polnischen Jugendlichen und Erwachsenen geholfen werden, blickt der Klubverantwortliche
zurück. Die Zahl der Hilfesuchenden sei stetig gewachsen. Perfekte Lösungen für
die Probleme habe man zwar den jungen Klubbesuchern nicht anbieten können, aber
Anstöße zu deren Bewältigung. Hänel betont: „Es gab eine gute und vor allem
unbürokratische Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde, dem Gericht, der
Staatsanwaltschaft, dem Bundesgrenzschutz und dem Zoll.“ Wichtig waren die
grenzüberschreitenden Projekte für Kinder aus beiden Grenzstädten: das
Drachenfest am Görlitzer Weinberg, die Brückengalerie an der Stadtbrücke, die
Brückenfeste oder Gemeinschaftsarbeit mit dem Bereich Sozialwesen der Fachhochschule
Görlitz/Zittau. „Noch ist es nicht selbstverständlich, dass sich Kinder und
Jugendliche beider Städte regelmäßig besuchen. Aber nur so sind Vorurteile
abzubauen“, sagt Hans-Jürgen Hänel. Es seien auch noch ‚technische’ Probleme zu
klären, wie die das Fehlen von Kinderausweisen. Der Klub habe aber sicher viel
mit dazu beigetragen, Brücken zu schlagen. Hänel hatte viele Mitstreiter im
Klub Nadole, deutsche und polnische Jugendliche, auch eine polnische Mutti und
schließlich auch Christine Stefan, die diesen Klub ins Leben rief: „Ohne die
vielen Helfer wäre die Arbeit nicht zu bewältigen gewesen. Ich selbst habe in
diesen drei Jahren gelernt, meine polnischen Nachbarn besser zu verstehen. Der
Klub hat den Begriff Europastadt gelebt, schade, dass er sich nun verabschieden
muss“, bedauert der Klubverantwortliche.
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