WIRUS

Musik einer deutsch-polnischen Band

Die bereits regional bekannte Musikergruppe WIRUS hat mit Ihrem neuen Album wieder Zeichen für Deutsche und Polen gesetzt. Die von überwiegend klassischen Instrumenten kombiniert mit modernen Poprythmen getragene Produktion erreichte für die Musiker breiten Zuspruch in Lübeck. Ruhig und tiefgründig könnte man das neue Album und auch dessen Macher zusammengefasst beschreiben. POLEN und wir haben die jungen Künstler nach den Hintergründen und ihren Plänen für die Zukunft befragt.

 

POLEN und wir: WIRUS - ein ausgefallener Name für eine Musikgruppe. Wie kam es zu der Namensentstehung?

Gabriela (Gesang): Seit 1997 sind wir dabei einen eigenen, anspruchsvollen Weg zu gehen. Dabei wurde das Projekt WIR in Berlin gegründet. Nachdem unter diesem Namen zwei CDs produziert wurden und sich danach Band-Konstellationen und damit auch der instrumentale Grundton veränderten, hielten wir einen Namenswechsel für wichtig. Hinzu kam der Aspekt, dass WIRUS wesentlich mehr Namensprofil mit sich bringt.

Soweit die Vorüberlegungen. In der Praxis entstand das Ganze eher spontan. Für die neue CD arbeiteten wir mit einem Synthie, der den Namen Virus trägt. Die Überleitung von WIR auf WIRUS war daher nur noch ein kleiner Schritt.

POLEN und wir: Eure Musik zeichnet sich besonders durch die Verbindung der deutschen und der polnischen Sprache aus. Ein recht gewagtes Unterfangen, zumal Ihr Eure Musik in Deutschland produziert und vertreibt. Warum dieser schwierige Weg?

George (Songwriter, Gesang): Ausgefallen zu sein, bedeutet einen steinigen Weg zu gehen. Das liegt auf der Hand und kostet uns zusammengefasst enorm viel Energie. Die Beweggründe dafür liegen in der für uns wichtig erscheinenden Rolle als Sprachvermittler und Kliescheezerstörer.

Den Erfolg dieses Projekts verdanken wir der bundesweiten polnischen und deutschen Unterstützung. Natürlich sind die Ohren, für die wir Musik machen, ausgewählt und eine Minderheit, aber der überwältigende Zuspruch gerade jetzt bei unserer neuen CD gibt genügend Kraft, um diesen Weg zu gehen. Zusammengefasst erhalten wir von Deutschen, Polen, Ukrainern sogar aus Skandinavien positive Bewertungen. Wir arbeiten daran diese Kreise noch zu erweitern.

POLEN und wir: Wodurch genau wird WIRUS unterstützt?

Gabriela: Es handelt sich dabei vor allem um Worte, Briefe und Hände die einem unverhofft gereicht werden. Ein gutes Beispiel dafür ist Lubeka95. Durch die unübertroffene polnische Mundpropaganda stand plötzlich Tomek Rozum vor unserer Tür und bat zum Interview für eine deutsch polnische Radiosendung. Dieser Artikel steht letztendlich auch für Entgegenkommen und Unterstützung. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle dafür.

POLEN und wir: Am 17.10.02 wurde das Interview mit Tomek Rozum gesendet und viele Eurer bisher veröffentlichten Lieder gespielt. Wie war die allgemeine Resonanz?

Gabriela: Man kann sagen, dass wir nach der Sendung im Grunde nur positive Rückmeldungen bekommen haben. Schon fast irgendwie beunruhigend (lacht herzlich).

POLEN und wir: Eure Texte, sagtet Ihr in der Sendung, „beschäftigen sich vorwiegend mit Liebe, Hoffnung und Glauben“. George, Du schreibst die Songs und der Zuhörer wird fast immer durch Umschreibungen, man kann sagen poetischen Elementen, zum Nachdenken gefordert. In dem Lied „Du da” heißt es im Refrain: “Du da am Dächerrand, Du da ich seh Dich an....“. Worum geht es genau in diesem Song?

George: Den roten Faden unserer Musik sprechen wir hier an. Klar möchten wir auch einfach Musik und Texte zum träumen und abschalten machen. (Gesicht wird ernster) Doch mindestens jedes zweite Lied ist tiefgründig, weil es uns nicht passt, wenn zu viele abschalten und Ihre Umwelt nicht mehr richtig wahrnehmen oder sich einfach nur willenlos einreihen. In dem Lied „Du da“ verstecken sich vor allem die Themen Hoffnung und Glauben. Der beschriebene Dächerrand steht als Synonym für das Streben nach Höherem, nach der Erkenntnis zum Glauben.

POLEN und wir: Ihr prangert das untätige Sein in einigen Liedern an. Worin besteht Eurer soziales Engagement?

WIRUS-George: Im wach Halten der Menschen durch das Vermitteln von Gedanken durch unsere Musik. Ein von uns unterstütztes Projekt dazu nennt sich Tip. Diese soziale Organisation beschäftigt sich mit Suizid-Gefährdeten-Jugendlichen. Im Track 10 auf der neuen CD geht es um die Schultragödie in Erfurt. Wir stellen für die nächste Ausstellung das Lied und den Text zur Verfügung. Ein kostenloser Auftritt ist ebenfalls geplant (www.tip-luebeck.de)

POLEN und wir: Wieweit seht Ihr Euch der Kirche verbunden?

Gabriela: Meine ersten musikalischen Erfahrungen sind durch mein Engagement im Kirchenchor geprägt. Gerne würden wir wieder aktiv mit der Kirche zusammenarbeiten, haben aber bisher noch keine ernsthaften Schritte in diese Richtung unternommen.

POLEN und wir: Warum nicht?

Gabriela: Wahrscheinlich haben wir dazu noch nicht die richtigen Kontakte in Deutschland gefunden. Vielleicht reagiert ja jemand nach diesem Interview.

POLEN und wir: Nachdem Eure CD „Du und Ich“ bemerkenswerte, wenn auch nur regionale Erfolge verbucht, stellt sich die Frage nach Euren weiteren Bestrebungen.

Gabriela: Im nächsten Frühjahr, voraussichtlich am 09.03.03, werden wir live in Lübeck spielen und damit hoffentlich noch mehr offene Ohren erreichen (die Augen beginnen zu leuchten). Und wenn alles gut geht, wird mit Sicherheit auch bald das nächste Album folgen. Zwei neue Songs haben wir jetzt schon komplett eingespielt. Das wichtigste Ziel ist und bleibt, Republik weit bekannt zu werden und auch in Polen ein kleines Zeichen für Deutsch-Polnische Kulturpolitik zu setzen.

POLEN und wir: Gibt es konkrete Planungen dazu?

George: Ja. Einige CDs haben wir bereits erfolgreich in Polen verkauft. Das ist wirklich ein großer Erfolg für uns. Der Coversong „Skrzypek“ wird demnächst auf Radio zet als Independent Vorstellung zu hören sein und im Sommer ist ein Auftritt in Puck geplant.

POLEN und wir: Wir danken für das interessante Gespräch und wünschen Euch weiterhin viel Kraft für Eure Arbeit. Wir werden weiter über WIRUS berichten.

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Die neue WIRUS-CD „Du und Ich“ kann für 6 Euro im Internet unter www.wirus.net bestellt werden. Emails bitte an: wirus2001@web.de

Die Besetzung: Gabriela – Gesang, Serghej – Gitarre, Oleg – Geige, George – Percussions/Gesang/Text

 

Du da

 

Verdickte Leiber, Seelen schwarz und leer

Gesenkte Häupter gleich gepoltes Heer

Strömend schiebt man mich wie Treibgut rum

Geh nicht unter behalte den Grund

Du da am Dächerrand, Du da ich seh´ dich an

 

Gerne sässe ich jetzt neben dir

Blickte über Dächer bis auf´s weite Meer

Fing den Sonnenstrahl auf meine weisse Haut

Aus Wolken wäre schnell ein Schloss gebaut - Du da!

Häuserschatten lassen mich schlecht seh´n

Tausend Menschen die vorübergeh´n

Hetzen achtlos und niemand schaut auf Himmelsfarben

die wohl keiner braucht

Du da am Dächerrand, Du da ich seh´ dich an

 

Gerne säße ich jetzt neben Dir

blickte über Dächer bis auf´s weite Meer

Fing den Sonnenstrahl auf meine weisse Haut

Aus Wolken wäre schnell ein Schloss gebaut

Du da am Dächerrand, Du da du siehst mich an