Vor wenigen Wochen - genau gesagt
vom 15.-26. Juni dieses Jahres - weilte ich mit meiner Frau an der polnischen
Ostseeküste. Der Landessenioren-Schachverein Brandenburg e.V. hatte zu seinem
12. Offenen Brandenburgischen Seniorenturnier eingeladen. Wie schon das elfte
sollte es in Rowy stattfinden. Der in Potsdam gestartete Charterbus nahm in
Berlin und Eberswalde weitere Schachsportler und Familienangehörige auf und war
nach kurzem Grenzstop in gut sechs Stunden in Słupsk (Stolp) und kurz
danach in Rowy im Ferienheim "Fregata", am Rande eines Kiefernwaldes
gelegen.
Es mag vielleicht pathetisch
klingen, aber es ist wahr: Wenn man einmal von meinen persönlichen sportlichen
Ergebnissen absieht, wurden all unsere Erwartungen übertroffen. Die schöne
herbe Küsten- und Naturschutzlandschaft, der saubere und gemütliche Ort mit
seinem leicht dörflichen Charakter und ohne lästigen Durchgangsverkehr, mit
zahlreichen Herbergs- und Campingmöglichkeiten zwar, die sich aber im Wald
verstecken - hier würden sich die beiden berühmten deutschen Maler, die in der
Weimarer Zeit in Rowy bekannte Bilder malten, auch heute wohlfühlen.
Das Angenehmste für uns waren
aber die Begegnungen. Die freundlichen und hilfsbereiten Leute auf der Strasse,
am Eisstand, bei der Sturmflut am Meeresufer oder bei der Suche nach meiner
liegengelassenen Umhängetasche, die sympathischen Kinder und Jugendlichen
stimmten uns froh. Und dann die Begegnungen in der "Fregata", in der
wir Schach spielten, unsere Vollpension zu uns nahmen und schliefen - alles bei
bescheidenen Preisen.
Von den 52 Turnierteilnehmern waren 23 Polen, sowohl Männer als auch Frauen. Turniersieger wurde Tadeusz Zoltek aus Łódź, zweiter der Ex-Fernschachwelt-meister Dr. Friedrich Baumbach aus Ostberlin. Turnierleiter war der Vereins-vorsitzender Karl-Heinz Langner aus Potsdam und Hauptschiedsrichter sein polnischer Freund, dessen Namen ich leider nicht notiert habe. Höflichkeit, Freundlichkeit, Interesse am anderen, ja Kameradschaft bestimmten das Klima. Das Ab-schiedsessen war nach polnischer Küche zubereitet und verlief nach polnischer Sitte. Es waren keine Höflichkeitsfloskeln, als dabei die Berliner und Stettiner, die aus Eberswalde und Słupsk bekundeten, dass sie im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen. m