Good Bye Lenin
– Witam Polska!
Von
Ein modernes Multiplexkino, dessen Architektur an nichts erinnert. Globaler
Einheitsbrei, das Gebäude könnte irgendwo in Bielefeld oder Düsseldorf stehen,
wären da nicht am Horizont zahlreiche Plattenbauten, die schnell klar machen, dass dieses Kino in einem ehedem sozialistischen Land
stehen muss. Ein Blick auf die Litfasssäule vor dem
Kino schafft Gewissheit. Es befindet sich in Polen,
an der Peripherie Krakóws, in Richtung des
Industriegebietes Nowa Huta.
Die Plakate in polnischer Sprache mit den angebotenen Sprachkursen für Englisch
oder Deutsch sind hier zahlreich – private Sprachschulen haben Konjunktur in
der Studentenstadt Kraków, ihre Zahl dürfte im Dutzendbereich
liegen.
Die Einwohner Polens machen sich auch sprachlich fit für die Europäische
Union. Es wird viel Deutsch unterrichtet an Polens Schulen. Laut “Gazeta Wyborcza” lernen ca. 2,5
Millionen Kinder und Jugendliche Deutsch, an 34,8% aller staatlichen Schulen wird
Deutsch unterrichtet (Englisch 80%, Mehrfachnennungen waren möglich).
Der Deutschunterricht wird gefördert. So entsendet der deutsche Staat über
den Pädagogischen Austauschdienst der Kultusministerkonferenz (KMK) Lehrkräfte
nach Polen. Aber nicht nur der Staat kümmert sich um die Vermittlung deutscher
Lehrer nach Polen, auch Stiftungen engagieren sich in diesem Bereich.
Hier ist es vor allem die Robert-Bosch-Stiftung,
die sich bereits seit Jahrzehnten auch um die Völkerverständigung verdient
macht. Sie bietet seit vier Jahren deutschen Studenten die Möglichkeit, für
drei oder sechs Monate in MOE-Staaten Deutsch und
Landeskunde zu unterrichten. “Völkerverständigung macht Schule” heisst das Stipendienprogramm, zu dessen Inhalten neben der
Vermittlung eines aktuellen und kritischen Deutschlandbildes auch die Projektarbeit
gehört. Für den 29jährigen
Während seines Landeskundeunterrichtes
tauchte seitens der Schüler der Wunsch nach einer Beschäftigung mit der
Geschichte der DDR auf. Die Idee für ein Projekt war geboren: Wie finden
eigentlich polnische Kinozuschauer und die Schüler diesen Film mit dem Namen “Good
Bye Lenin!”, der wohl der grösste internationale
Erfolg eines deutschen Films seit Wolfgang Petersens “Das Boot” Anfang der 80er
ist? Nach vorbereitenden Einheiten zur Geschichte der DDR folgte ein Besuch des
Filmes im Kino. Anschliessend interviewten die Schüler
einzelne Kinozuschauer. In Gruppenarbeit oder allein schrieben sie dann ihre
Artikel über den Film. Grundlagen über den Jounalismus
und das gemeinsame Suchen von Zeitungen rundeten das Projekt ab.
Und: Die Ergebnisse können sich
sehen lassen. Interessant ist vor allem die Unterschiedlichkeit der Artikel. Einerseits
tauchen Reflexionen über die deutsche Geschichte an sich auf, dann finden sich
Vergleiche mit der polnischen Zeit des Kommunismus und auch die unterschiedliche
Wahrnehmung zwischen jungen und alten Kinozuschauern ist ein Thema. Im folgenden
sind einige der von den Schülern geschriebenen Artikel abgedruckt.
Im Internet: Seite der Schule: www.viii-lo.krakow.pl/www/osemkaen..php
Seite des PAD: www.bildungsserver.de/ instset.html?ld=1344
“Good Bye
Lenin!”
Von Anna und Iwona Okonska
An die Zeiten, in denen die
Handlung des Films „Goodbye Lenin!“ spielt, können
wir uns überhaupt nicht erinnern. Damals lebten wir noch gar nicht. Unsere
Eltern und Großeltern haben uns aber ganz viel davon erzählt. Der Kommunismus
in Polen war für die Menschen peinlich. Man hatte ständig Probleme, wenn man z.B.
etwas kaufen wollte. Der Mangel an Produkten war so schrecklich, dass man manchmal den ganzen Tag in der Schlange verbringen
musste, um ein bisschen Seife
zu kaufen. Außerdem durfte man auch nicht ehrlich sagen, was man dachte, weil
das politisch nicht richtig war. Damals gab es so etwas wie Meinungsfreiheit
nicht.
Wir meinen, dass
der Bau der Berliner Mauer furchtbar für die Deutschen gewesen sein muss. Familien wurden getrennt, und der ganze Staat war nun
endgültig geteilt. Wahrscheinlich dreht man auch deshalb heute Filme über diese
Zeiten. In Polen macht man das nicht so gern. Aber die älteren Leute, wie z.B. unsere
Eltern, mögen es, ab und an solche Filme zu gucken. Unsere Generation würde
diese Zeit lieber vergessen und in der Gegenwart leben.
Der Film regt zum Nachdenken an,
wie sich die Wirklichkeit während ein paar Monaten gründlich ändern kann. Ein
kurzer Moment ist genug, um die Staatsform und dadurch auch das Leben der Bürger
zu ändern.
Der Film findet in Polen großen
Anklang. Aber obwohl er mehrere internationale Auszeichnungen gewann, meinen
wir, dass er ein bisschen
naiv ist. Der Hauptgedanke, den Unterschied zwischen dem Leben im Kommunismus
und im Kapitalismus zu zeigen, ist interessant, aber die Idee mit der Mutter,
die ins Koma fällt und nachher in einer künstlichen, von ihrem Sohn gebauten
Wirklichkeit lebt, finden wir ein wenig infantil. Die Handlung konnte auch zügiger
sein, denn so ist sie manchmal langweilig.
Insgesamt halten wir den Film für
originell, und wir vertreten die Meinung, dass man öfter
Filme machen sollte, in denen es nicht nur um Sex, Geld und Gewalt geht.
“Good Bye Lenin!”
Von Teresa Gniewek
Als ich ins Kino ging, um ”Good Bye Lenin!” zu sehen, dachte ich, dass ich eine gute Komödie sehen kann. Aber der Film überraschte
mich. Alle polnischen Komödien über den Sozialismus, die ich sah, machen sich über
die Beamtenkader und die ganze Situation lustig: Die
Schlange im Geschäft, wenig Güter, Lebensmittelkarten, das Warten auf die
Wohnung usw. In „Good Bye Lenin!“ wird der Sozialismus anders vorgestellt - Hintergrund
für eine Reflexion über denselben.
Eine Sache, die für mich ganz neu
war, war die Weise der Wahrnehmung des Sozialismus. Bis zu diesem Zeitpunkt
kannte ich nur drei: die Faszination des aktiven Parteifunktionär für die Idee,
die Beamten – Militärstruktur als etwas Böses, gegen das man kämpfen soll, oder
eine akzeptierende Form der Toleranz, ohne die eigene Meinung laut zu sagen.
Im Film ist das Verhältnis der
Mutter zur Macht sehr persönlich, nicht nur offiziell und nach außen. Sie
glaubte an die Idee einer sozialistischen Welt. Zum ersten Mal sah ich, dass man so denken konnte. Ich verstand das
gar nicht, aber ich fühlte, dass sie diese ihre Welt
liebte, wie eine Mutter ihr Kind.
Die Liebe ist so groß, dass sie dafür die Verbindung zwischen ihren Kindern und
deren Vater opfert. Und hier muss man nach der
generellen Amoralität einer Lüge fragen. Kann man eine Lüge entschuldigen? Wie
viel darf man lügen? Wo ist die Grenze? Kann man die Lüge der Mutter über den
Vater mit Alex’ Lüge über die Wirklichkeit vergleichen?
„Good Bye Lenin!“ zeigt dann
auch, wie leicht man die Wirklichkeit manipulieren kann. So dankbar ist Alex für
ein paar Spreewaldgurkengläser, Verpackungen, Moccafix-Kaffee
und vor allem die Möglichkeiten des Fernsehens. Mit diesem baute Alex eine
Traumwelt. Der Traum seiner Mutter, die glaubt, dass
die Wirklichkeit einmal so aussehen könnte. Der Traum von Alex, der in der
Vergangenheit einmal wollte, das die Welt so aussieht.
Aber man kann auch die Fakten
manipulieren. Mit den Möglichkeiten der Massenmedien und einem entsprechenden
Kommentar kann man aus glücklichen Ostberlinern, die die Mauer überschreiten, glück-liche Westberliner machen, die vor dem Kapitalismus
fliehen..
Der Film zeigt auch die Gefahren
des Kapitalismus, wie wir aus der heutigem Perspektive
sehen können (Arbeitslosigkeit, Verlust des Geldes). Ist der Kommentar
vielleicht ein Ausdruck der Enttäuschung über die neue (kapitalistische) Realität,
in die man so große Hoffnung setzte?
Der Film spielt mit Gefühlen. In
einem Moment möchte man lächeln und weinen zugleich,
so oft „steht man am Rande“. Er geht von der Hollywoodkonvention weg, und das
ist einer der größten Vorteile von “Good Bye Lenin!”. Dank dessen ist der Film
so individuell, er ermöglicht einen anderen Blick auch auf unsere Realität.
”Good Bye
Lenin!” - eine neue Variante der deutschen Geschichte
Von Sandra Siwińska
Diese herrliche Komödie von
Wolfgang Becker erzählt, wie Alex seiner herzkranken Mutter die
Wiedervereinigung verheimlicht. Frau Kerner kämpft für den wahren Sozialismus,
aber als sie ins Koma fällt, verschläft sie den Fall der Berliner Mauer. Nach
dem Erwachen könnte sie von jeder Aufregung umgebracht werden, und deshalb
ersteht auf 79qm Plattenbau die DDR wieder auf. Ist das aber überhaupt möglich?
Wird die Wahrheit an den Tag nicht kommen?
Der Regisseur stellt uns vor, wie
deutsche Geschichte gemacht wird. Um es zu beweisen, dass
die DDR in Bestform existiert, kämpft Alex gegen Tagesschau, Coca-Cola und D-Mark.
Außerdem produziert er mit seinem Freund Denis gefälschte Sendungen der
``Aktuellen Kamera``. Die Fragen nach Nostalgie, das Verhältnis des Regisseurs
zur Vergangenheit - seine Autoironie und endlich nach Abstraktion sind sehr schwer
zu beantworten. Der Film enthält meiner Meinung nach eine große Dosis Selbstoironie. Anhand des Beispiels der Familie Kerner
wurde den Menschen das zur Zeit des Sozialismus nähergebracht. Die Realität ist
auch nicht ganz seriös vorgestellt. Hier sehen wir keine Geschichte, an die
sich noch viele erinnern können. Wolfgang Becker hat allerdings falsche
Nostalgie vermieden. Er gehört zu den Menschen mit Phantasie, die diese auch
perfekt umsetzen können. Deshalb hat dieser Film vielen gefallen. Ich finde ihn
ebenso wunderbar wie auch eigenartig. Es ist nichts Seltsames, dass er eine Menge Preise bekommen
hat, weil er es wirklich wert ist.
Zum Schluß wollte ich noch
schreiben, dass “Good Bye Lenin!” eine echt neue
Variante der deutschen Geschichte ist. Es ist eine Komödie mit Herz und
Verstand - aber auch herrlich grotesk.
“Good Bye
Lenin!” - Der Versuch, es mit der Vergangenheit aufzunehmen
Von Dominika Szewczyk
In diesen Film bin ich mit einer
gewissen Furcht gegangen. Das in diesem Film behandelte Thema des Sozialismus
ist oft noch ein Tabu – aber jetzt ist daraus eine Komödie und Fabel entstanden.
Das, was während des II. Weltkrieges
geschah, interessierte mich immer (der Holocaust, Konzentrationslager). Aber
irgendwie habe ich nie an die Geschichte Deutschlands nach dem Krieg gedacht. Ich
wusste Bescheid über den Bau der Berliner Mauer, die
Aufteilung in Besatzungszonen und die daraus resultierenden Konsequenzen. Niemals
dachte ich aber über die Menschen nach, die das alles erleben mussten. Sie hatten viel von dem verloren, was ihr Leben
lebenswert machte, darum gingen so viele Menschen von der einen Seite Berlins
auf die andere oder wollten gehen.
Der Film schildert die letzten
Monate des Lebens in der DDR und ihre Entwicklung nach der Wiedervereinigung. Ein
sehr guter Gedanke des Filmes ist es, die Veränderungen anhand der
Einzelschicksale von Mutter und Sohn zu zeigen. Für die Mutter wollte der Sohn
die DDR künstlich am Leben erhalten. Wir erfahren, wie Leben in der DDR hätte
aussehen können (oder wie ihre Machthaber es sich gewünscht haben), wenn die
DDR nicht untergegangen wäre.
Die Menschen, die ich nach diesem
Film interviewt habe, sagten, dass sie den Film
wichtig fanden und dass er in der Lage sei,
Stereotypen und Tabus abzubauen. Ich denke, das sind gute Antworten auf unsere
Fragen, sie beantworten und sagen vieles. Wir sollen über alle Tabus in der
Geschichte sprechen, nicht nur über die der deutschen Geschichte, sondern über
die historischen Tabus in der ganzen Welt.
Wie ein Sattel
zur Kuh
Von Carolina und Marta
Als am 14. November in den
polnischen Kinos der Film "Good Bye, Lenin!" anlief, strömten die
Zuschauer in die Kinos, um ihn zu sehen. Allein am ersten Wochenende sahen ihn 24.036
Zuschauer. Die Werbung für diesen Film war gut und umfangreich: Viel wurde darüber
geschrieben, die Rezensionen waren zum größten Teil positiv und eventuelle
Kritiken haben die Zuschauer nicht entmutigt, ihn zu sehen. Alle sind ins Kino
gegangen, nicht nur um die Komödie zu sehen, sondern auch, um sich daran zu
erinnern, wie man vor einigen Jahren gelebt hat.
Im sozialistischen Sattel
Es besteht kein Zweifel, dass das im Film gezeigte Leben und seine Mechanismen für
Polen verständlich sind. Die 40 Jahre, die man im Sozialismus gelebt hat, sind
dann doch keine kleine Erfahrung. Zwischen dem Leben in der Volksrepublik Polen
und dem Leben in der DDR gab es einige wesentliche Unterschiede, die man
untersuchen muss, um die Bedeutung des Filmes "Good
Bye Lenin!" für die polnische Zuschauer verstehen zu können.
Stalin allein sagte einst, dass der Sozialismus zu Polen wie ein Sattel zur Kuh passt. Der Vergleich mit diesem Tier scheint besonders
passend zu sein, wenn man die wirtschaftliche Ausbeutung berücksichtigt, der
unser Land ausgesetzt war. Während der Pole in Kilometer langen Schlangen
stand, um einfachste Produkte zu bekommen, und die Regale in den Geschäften
schamlos leer waren, herrschte in der DDR relative wirtschaftliche Stabilität,
wie sich durch eine gewisse Vielfalt der Warenmenge zeigte. Die Polen zog dieser
Wohlstand, der den deutschen Tugenden wie Redlichkeit und Arbeitsamkeit
zugeschrieben wurde, an. Sie stillten ihre Träume vom Wohlstand durch Ausflüge
in die DDR-Kaufhäuser, vor allem in den 70er Jahren. Unterdessen wuchs der
oppositionelle Geist.
Wie der polnische Historiker Prof.
Dr. hab. Jacek Chrobaczyñski erzählt, unterscheidet
sich die Tätigkeit der polnischen Oppositionsbewegung von der der deutschen
Opposition. Das Hauptziel der polnischen Oppositionsbewegung war die völlige
Abschaffung der polnischen sozialistischen Ideologie und die Wiedererlangung
einer unabhängigen staatlichen Souveränität. Sie grenzten sich ausdrücklich vom
Ziel der DDR-Oppositionellen ab, deren Meinung sich unter der Parole "Sozialismus
- Ja, seine Verfälschung und Kapitalismus - Nein" griffig formulieren lässt. Sie wollten nur Demonstrationen, aber die Idee des
Sozialismus selbst entsprach ihnen. Unter den Polen, die noch den russischen
Angriff im September 1939, die Deportationen, das Verbrechen in Katyn und den Verlust der Territorien im Osten in
Erinnerung hatten, herrschte die Überzeugung, dass
das Land nicht souverän sei. Der Kampfeswille, die durch die Jahrhunderte
gepflegte Kultur und das Nationalbewusstsein
erlaubten es nicht, sich zu ergeben. Halina Niemierska
vom Krakauer Goethe Institut erinnert sich, dass man
in den Zeiten der Volksrepublik Polen keine Zensur fürchtete. Man konnte das
System völlig offen kritisieren, westliche Presse kaufen und ohne größere
Schwierigkeiten durch Europa reisen. Wir waren frei und wir ließen uns nicht
beschränken.
Man hat einst geschrieben, dass Polen angesichts seiner geopolitischen Lage einer der
gefährdetsten Staaten auf der Erde sei. Unter anderen erlebte Polen in seiner über
tausendjährigen Geschichte die Hölle der Teilungen,
die Aufteilung des Landes sowie Versuche das Volk zu spalten - und trotzdem
gelang es Polen, am Rande des Abgrundes stehen zu bleiben und zahlreiche Aufstände
zu führen. Dieses Mal richtete sich der Widerstand gegen den nächsten Räuber
der Unabhängigkeit - den Sozialismus. Der Sieg der Solidarität eröffnete den
Weg zu einem neuen System und insofern besserem, als dass
sich ein freies Volk selbst regiert.
Man kann nicht sagen, dass die sozialistischen Zeiten schlecht waren und dass man sie schnell vergessen soll. Das ist nicht möglich,
besonders bei der Generation, die ihre Jugend im Sozialismus erlebte. Über den
in letzter Zeit populären Begriff der Nostalgie schrieb der oft in Polen
zitierte Thomas Brussig: “Die Gegenwart hat keine
Chance zu der in den Erinnerungen bewahrten DDR. In zehn Jahren werdet ihr
glauben, dass ihr im Paradies gelebt habt".
Der Mikrokosmos DDR
Die Filmhandlung ist einfach: Die
Ereignisse des Jahres 1989 und 1990 werden anhand des Lebens einer deutschen
Familie in der DDR gezeigt. Sie werden interessant erfasst
- ich meine z. B. die Liebe des Sohnes zu seiner Mutter - das sind Wahrheiten
und Werte, die universelle Gültigkeit beanspruchen können. Aber Alex benimmt
sich fast wie ein totalitärer Staatsherrscher und baut für seine Mutter eine
Welt mit einem idealen System, das so, wie es auf 79 Quadratmetern möglich ist,
funktioniert. Man kann das auch anders sehen: Alex erfüllte seine
Gesellschaftspflicht, die besagte, dass "...die
Familie die grundlegende Gesellschaftszelle ist". In der Geschichte gibt
es den Begriff der Mikrogeschichte, erklärt Prof. Chrobaczyñski,
"...selbst das Mikroleben geschieht in einem Raum, auf den verschiedene
Elemente einwirken". Völlige Isolation ist also unmöglich.
Diese Erkenntnis hat der Sohn
nicht vorhergesehen. Die durch ihn künstlich präparierte Wirklichkeit hört
irgendwann auf, zu funktionieren. Nach Meinung von Renata Kopyto,
der Leiterin des Nürnberghauses in Krakau, die seit sieben Jahren das Festival
des neuesten deutschen Films organisiert, ist das die perfekte Darstellung
einer Desorientierung und den daraus resultierenden Anpassungsmöglichkeiten des
Menschen, gemäß dem Motto: Auf zu den neuen Grundsätzen, wir haben es schon
geschafft hat, in den anderen zu wurzeln.
Wir haben es hier mit einer
Kritik am konsum-kapitalistischen System zu tun, das mit allen möglichen
Mitteln in die dichte Welt der sozialistischen Ideologie eindringt. Ein Symbol
des verschwindenden Systems ist das Ersetzen des roten Lenin
durch die rote Werbung von Coca-Cola an einem Gebäude. Wird die Cola-Werbung ähnlich
wie Lenin einst einen sentimentalen Wert bekommen und für viele zum reinen Kindheitssymbol
mutieren?
Vollkommene Utopie