Das Krakauer Ghetto - Marsch des Gedenkens

Von Dorota Barwińska

 

Am 61. Jahrestag der gewaltsamen Ghettoauflösung in Krakau haben Hunderte  Menschen einen über vier Kilometer langen Gedenkmarsch unternommen. Dies geschah, um sich der im Ghetto sowie im Konzentrationslager  Płaszów ermordeten Menschen, über 20.000 Juden, zu erinnern. „Dadurch wollen wir sowohl mit der Vergangenheit als auch mit der Zukunft in Berührung kommen; diese Tragödie darf sich niemals wiederholen“, sagte einer der Organisatoren. Der Gedenkmarsch wurde von mehreren Organisationen vorbereitet, so von der Jüdischen Glaubensgemeinschaft, der Judaica Stiftung–Zentrum für Jüdische Kultur, der Gesellschaft für Polnisch-Israelische Freundschaft und anderen.

 

Die Trasse entsprach dem Weg, auf dem damals die Juden entlang getrieben worden waren. Der Weg begann an der einzigen arischen Apotheke, die sich damals im Ghetto befunden hatte, und setzte sich durch die Ulica Lwówska sowie die Ulica Limanowska fort. In der Ulica Jerozolimska, auf dem Gebiet des ehemaligen Lagers Płaszów, sangen die Teilnehmer des Gedenkmarsches am Denkmal des jüdischen Martyriums das Kadisz Jatom, das Totengebet. 

Die Geschichte des Krakauer Ghettos und des Lagers in Płaszów

Vor dem II. Weltkrieg lebten in Krakau rund 70 000 Juden. In Folge der Anordnung des Generalgouverneurs Hans Frank von 1940, alle Juden aus Krakau auszusiedeln, wurde 1941 der Stadtteil Podgórze zum Ghetto bestimmt, dessen Grenzen, drei Meter hohe Mauern mit Motiven jüdischer Grabsteine, geschlossen wurden. Die Verordnung der Okkupationsbehörden über die Einrichtung „des jüdischen Wohnbezirkes“ wurde am 3. März 1941 bekannt gegeben. Bis zum 20. März mussten alle Juden ins Ghetto übersiedeln, und die Arier mussten das zukünftige Ghetto verlassen.

Das Ghetto befand sich am rechten Ufer der Weichsel, auf dem von Weichsel, Rynek Podgórski, Krzemionki und der Eisenbahnstecke Krakau-Podgórze abgeschlossenen Gelände. Im Herbst 1941 wurden 2000 Menschen - vorwiegend orthodoxe Juden - aus dem Ghetto verschleppt oder vor Ort ermordet. Das Ghettogelände war anfänglich von Mauern umgeben. Als nach den weiteren Aussiedlungen  (1.-8. Juni sowie vom 27.-28. Oktober 1942) das Ghetto kleiner wurde, baute man keine neue Mauern mehr auf. Das Ghetto wurde mit Stacheldraht von der übrigen Welt abgetrennt. Anfang Dezember 1942 wurde das ganze Gelände in Ghetto A und Ghetto B unterteilt. Das war die Vorbereitung für die letztendliche Ghettoliquidation.

Am 13. und 14. März 1943 begann die Auflösung des Ghettos. Über 4000 Menschen wurden nach P³aszów eingeliefert, etwa 2000 Menschen wurden nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Viele wurden vor Ort ermordet: Am 14. März wurden in einigen wenigen Stunden etwa 1000 Menschen erschossen.

In der Mitte des Ghettos befand sich die einzige Apotheke „Zum Adler“. Ihr Besitzer Tadeusz Pankiewicz war der einzige Nicht-Jude, der zweieinhalb Jahre im Ghetto gewohnt und gearbeitet hat. Die Apotheke war ein Treffpunkt, wo die Nachrichten von der Front wie die Untergrundpresse gelesen und die Kriegsberichterstattungen kommentiert wurden und wo man tägliche Probleme besprechen konnte. Hier konnte man auch während der Verhaftungen Zuflucht finden.

Die Arbeiten am Bau des Arbeitslagers Płaszów begannen im November 1942. Im Februar 1943 wurde der SS-Untersturmführer Amon Leopold Goeth zum Kommandanten ernannt. Er war ein grauenhafter Mörder. Im Jahr 1943 wurde das Lager P³aszów in eine Filiale des KZ Majdanek umgestaltet; ab Januar 1944 existierte es als selbstständiges KZ mit Filialen in Mielec und Wieliczka. Anfangs waren im Lager 2000 Häftlinge, später wurde die Zahl auf 10.000 und schließlich auf 25.000 erhöht. Die Auflösung des Lagers in Płaszów war die letzte Etappe der Gehhenna der Krakauer Juden.