Sejm trifft Bundestag auf der Brücke

Ein Kommentar von Karl Forster

 

Verkehrte Welt. Nicht über die unsägliche „Preußische Treuhand“, sondern über die – zugegeben nicht gerade elegante – Retourkutsche des polnischen Sejm hatten sich Mitglieder des Deutschen Bundestages so erregt, dass ein publikumswirksames Treffen der Parlamentariergruppen her musste. Die deutsch-polnische Kommission des Bundestages und die polnisch-deutsche Kommission des Sejm, verstärkt um die beiden Parlaments-Chefs Thierse und Oleksy trafen sich zu einer Beratung. Und damit die Medien auch wirklich wahrnahmen, wie gut man sich eigentlich versteht, wurde gleich wieder eine Begegnung auf der Oderbrücke bei Frankfurt daraus. Die anschließenden Beratungen im Collegium Polonicum in S³ubice waren so lang wie nötig, doch so kurz wie möglich, wollte man doch gleich der mitgereisten Presse verkünden, dass man sich nun gegenseitig erzählt habe, warum man so handeln musste. Und da man jetzt die Hintergründe verstünde, sei auch alles gar nicht mehr schlimm. Lösen müssen man Probleme deshalb gar nicht mehr, denn eigentlich gäbe es ja gar keine. Für die paar, die das aber noch nicht wahrhaben wollten, würde flugs eine „Juristenkommission“ eingesetzt, um die Regierungspositionen, dass es keine begründeten Entschädigungsansprüche gebe, sich bestätigen zu lassen. Vorsichtige Gedanken, dass man ja auf deutscher Seite einfach einen Verzicht auf  alle Forderungen gegenüber Polen gesetzlich absichern könne, und dann deutlich werde, dass es eigentlich um eine deutsche Angelegenheit der Folgen des Nazi-Regimes und des II. Weltkrieges gehe, wurden vorsorglich gar nicht erst laut ausgesprochen.  Natürlich waren hauptsächlich auch wieder die Medien schuld, die alles hochschaukeln. Die Frage des  POLEN und wir–Redakteurs an den Vorsitzenden der Parlamentarier-Kommission Markus Meckel (ja, der Kurzzeit-Außenminister), ob vielleicht eine längst fällige finanzielle Aufstockung der Arbeit des deutsch-polnischen Jugendwerkes zumindest bei den jungen Menschen Verständigung statt Entschädigungsforderungen bringen könnte, wurde gar nicht erst inhaltlich beantwortet, denn: “das ist auf absehbare Zeit aus finanziellen Gründen ausgeschlossen”. Ja dann, zahlen wir eben lieber das Geld als Wahlkampfkostenerstattung an die Nazi-Parteien, die jetzt in Brandenburg und Sachsen wieder ihre Parolen in die Parlamente brüllen dürfen.