... auch Dank polnischer Streitkräfte
Von Andreas Schuckert
Nach dem Ende der Kämpfe im September 1939 konnten sich rund 90.000
polnische Soldaten ins Ausland absetzen (ca. 32000 nach Rumänien, 35.000 nach
Ungarn und 12.000 nach Litauen ). Eine größere Anzahl
von Marineeinheiten befand sich vor Ausbruch des Krieges bereits in Großbritannien.
Aus den o.g. Ländern gelang es in der Folge den
polnischen Soldaten, sich nach Frankreich, England oder Afrika durchzuschlagen.
Im Oktober 1939 konstituierte sich die Exilregierung in Frankreich.
Ministerpräsident und gleichzeitig Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte
im Westen wurde General Sikorski. Ab Januar 1940
gelang es in Frankreich, eine ca. 83.000 Mann starke polnische Armee
aufzustellen (im Bestand u.a. Schützendivisionen,
Panzerabwehrkompanien, zwei Jagdfliegerstaffeln).
Die in Großbritannien
stationierten 5.000 Marine- und Flieger-Kräfte unterstanden weiterhin der
Exilregierung. Durch den Angriff Deutschlands auf Norwegen und der darauf
folgenden militärischen Hilfe durch Frankreich und Großbritannien kamen im
Bestand des Expeditionskorps in Norwegen polnische Kräfte zum Einsatz. Im Juni
erfolgte die Zurückholung des Expeditionskorps, da durch den Angriff
Deutschlands auf Belgien, die Niederlande und Frankreich hier eine
katastrophale militärische Lage entstanden war.
Da die polnischen Truppenteile
nach der Niederlage Frankreichs sich nicht den von der französischen Regierung
verkündeten Kapitulationsbedingungen unterwerfen wollten, lösten sie sich auf
und schlugen sich nach Großbritannien durch oder traten als militärische
Einheit in die Schweiz über. Der nach Großbritannien übergesiedelten
Exilregierung standen danach ca. 30.000 Soldaten zur Verfügung.
Nach Eintritt der Sowjetunion in
den Krieg wurde im Juli 1941 das sowjetisch-polnische Abkommen über politische
Hilfe und Zusammenarbeit unterzeichnet, welches die Aufstellung polnischer
Streitkräfte auf dem Territorium der UdSSR unter dem Befehlshaber General
Anders vorsah. Auf Grund politischer Auseinandersetzungen mit der Londoner
Exilregierung und durch Intervention der USA und Großbritanniens stimmte die
UdSSR der Verlegung der inzwischen 100.000 Mann starken Andersarmee im März und
August 1942 in den Iran zu. Diese Kräfte kamen erst 1944 in Italien (Kämpfe um
das Kloster Monte Cassino) zum Einsatz.
Die in Großbritannien
stationierten See- und Fliegerkräfte nahmen erfolgreich an der Verteidigung der
Insel sowie an der Landungsoperation in Afrika teil. Des Weiteren waren
polnische Einheiten an den Kämpfen zur Befreiung Frankreichs, Belgiens und der
Niederlande beteiligt. Hervorzuheben ist an dieser Stelle der Einsatz der
polnischen 1. Selbstständigen Fallschirm-Jägerbrigade im Raum Arnheim. Insgesamt kämpften ca. 200.000 polnische Soldaten
an der Seite der Westalliierten, unterstützt von polnischen Luft- und
Seestreitkräften. Zu erwähnen wäre noch eine erhebliche Anzahl von polnischen
Soldaten an der Seite der Partisanen in den von deutschen Truppen besetzten
Gebieten.
Die nach Kriegsende durchzuführende Rückführung dieser polnischen Soldaten stieß nicht nur auf harten Widerstand der Emigrantenführung, sondern stand schon ganz unter dem sich abzeichnenden Beginn des "Kalten Krieges" zwischen den ehemaligen Verbündeten. Den ca. 100.000 nach Polen zurückgekehrten polnischen Soldaten standen alle Rechte zu. Dazu gehörte die Übernahme in die polnische Armee sowie bei Demobilisierung den vollen Bekleidungssatz sowie Verpflegung und eine einmalige Abfindung einschließlich des Rechts als Militärsiedler.