Fotografien von Zofia Kulik im Museum Bochum

Von Agnieszka Rzek

 

Die Arbeiten Zofia Kuliks sind von analytischer Natur. In ihren akribisch genauen Arbeiten, die vom Bochumer Museumsleiter Günter Golinski als Arbeiten, "die keinen falschen Perfektionismus beschwören", bezeichnet werden, hält die polnische Künstlerin der Medienwelt einen aus eindringlichen TV-Bildern bestehenden kritischen Spiegel vor.

Golinski hält Zofia Kulik für eine der wichtigsten polnischen Künstlerinnen der letzten Jahrzehnte, die sich auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges durch eindringliche Performences zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Przemys³aw Kwiek einen Namen machte. Nach der Trennung  von Kwiek arbeitete sie seit 1987 in einem Vorort von Warschau  an eigenen Projekten  und baute dort auch ein sehr umfangreiches Archiv aus fotografierten Objekten und konservierten TV-Bildern auf.

Eine herausragende Stellung hat in der Bochumer Ausstellung eine 21 Meter breite Fotocollage aus 16.000 zusammengesetzten kleinen Fernsehaufnahmen. Von Weitem sieht der Besucher nur ein riesiges Bild, das aussieht wie ein Flickenteppich. Nähert man sich dann aber dieser Collage, werden diese "Flicken" immer besser erkennbar: Es sind einzelne, neben- und untereinander stehende Bilder über Krieg, Hass, Gewalt und Zerstörung, die eine düstere Atmosphäre schaffen. Zofia Kulik bezeichnet dieses Gesamtbild als ein Trümmermeer, das sich endlos fortsetzen ließe. 

 

 

Kulturjahr startet mit Auto-Ralley

Von Karl Forster

 

Deutschland und Polen werden sich von Mai 2005 bis Mai 2006 im jeweiligen Nachbarland mit einer großen Zahl kultureller und gesellschaftlicher Veranstaltungen präsentieren.

Das Deutsch-Polnische Jahr 2005/2006 spannt dabei einen Bogen vom 60. Jahrestag des Kriegsendes zum 15. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages. Der offizielle Beginn der Kulturjahres wird deshalb in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 2005 mit einem großen Brückenfest an der deutsch-polnischen Grenze zwischen Frankfurt/Oder und S³ubice begonnen.

Das offizielle Programm soll sehr vielseitig sein und sowohl nationale wie regionale und örtliche Projekte umfassen. Dazu gehören auch parlamentarische Kontakte, Mediendialoge und eine Vielzahl der unterschiedlichsten Kulturprojekte. Das Programm wird erst nach Redaktionsschluss von POLEN und wir durch die beiden Außenminister in einer Pressekonferenz in Warschau vorgestellt.  Informationen darüber finden Sie dann auf der Website www.polen-news.de .

Mit einem Etat von 3 Millionen Euro wurde bereits im Vorfeld das "Büro Kopernikus - Deutsch-polnische Kulturprojekte" ausgestattet. Es handelt sich dabei um die von der Kulturstiftung des Bundes getragene offizielle Beteiligung der Bundesrepublik an dem Kulturjahr.

Anders als zu anderen bereits stattgefundenen Kulturjahren sollen nicht fertige Ausstellungen, Theaterproduktionen etc. als Gastspiel ins Nachbarland entsandt werden. Vielmehr wurden gemeinsame innovative Projekte ausgewählt, die zu einer grenzüberschreitenden Vernetzung von Kulturinitiativen führen sollen, welche über das Kulturjahr hinaus wirksam bleiben. So wird in Bytom ein Club für elektronische Musik und aktuelle Kunst eingerichtet, der dann in Wolfsburg gastiert und ein deutsch-polnisches Künstlerradio "Radio Copernicus" soll von Juli bis Dezember 2005 abwechselnd aus Polen und Deutschland auf Deutsch, Polnisch und Englisch senden.

Ein spezielles Jugendprojekt im Rahmen des deutsch-polnischen Jahres wird "TRIDEM 2005" sein. Eine Autoralley von Paris über Berlin nach Warschau. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Polen und Frankreich im Alter von 18-25 Jahren fahren entlang einer Kulturroute. Anspruchsvolle Kulturprogramme, Begegnungen und Feiern gehören zum Programm. Höhepunkte sind die Teilnahme an der Verleihung des Karlspreises in Aachen und an der Eröffnung des deutsch-polnischen Jahres auf der Frankfurt/S³ubicer Brücke.  Mit dieser Ralley wird gleichzeitig der Übergang vom ablaufenden französisch-polnischen zum deutsch-polnischen Kulturjahr begangen. Träger sind das deutsch-polnische und das deutsch-französische Jugendwerk.

 

 

 

Naive Kunst aus Polen

Hans-Joachim Orth, langjähriges Mitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, hat sich mit seiner Ehefrau Christina Jahrzehnte um die polnische Volkskunst bemüht und selbst intensiv gesammelt. Über 300 Werke von 65 Künstlern, die einen breiten Überblick über die Szene geben, sind auf diese Weise zusammen gekommen und in den 80er Jahren dem Kunstgewerbemuseum Nürnberg übergeben worden. Durch eine Änderung der Museumsstrukturen in Nürnberg wurden die Arbeiten jetzt als Dauerleihgabe dem Museum Europäischer Kulturen in Berlin zur Verfügung gestellt. Erstmals wurden nun in diesem Museum ausgewählte Stücke religiöser und profaner Kunst aus Polen gezeigt. Diese in Berlin erstmals gezeigte herausragende Sammlung naiver Kunst bietet einzigartige Einblicke in den Alltag, das menschliche Erleben und die Religiosität in Polen. Ein Bauer am Pflug, die Bärenjagd, ein Paar in inniger Umarmung - um nur einige Motive zu nennen - und die zahlreichen Werke mit biblischen und insbesondere weihnachtlichen Motiven geben dem unmittelbaren Empfinden der Künstler Ausdruck. Bemerkenswert sind auch die Darstellungen von Persönlichkeiten, wie Frédéric Chopin und Nikolaus Kopernikus, sowie historischer Szenen, die z. B. die unfassbaren Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg reflektieren. Ebenso erinnern viele Motive an die große jüdische Gemeinde, die vor dem Krieg in Polen lebte.