Ein älteres
aber aktuelles Buch:
Alltag von
Frauen in Polen
Von Antje Jonas
Mitte der 90er Jahre erschien im deutschen taschenbuch
verlag eine Anthologie besonderer Art. Ihr Titel ist
Programm: In 19 Erzählungen und Gedichten wird die Stellung der Frau in der
polnischen Gesellschaft beschrieben; es geht um Biographien, Beziehungskämpfe,
Rollenverständnis und Versuche, die eigene Individualität gegen
gesellschaftliche Ansprüche zu behaupten. 19 Autorinnen geben darüber mit verschiedenen Denk- und Schreibweisen eindrucksvoll und in einigen Texten geradezu
mit rücksichtsloser Klarheit Auskunft. Das Buch ermöglicht zweierlei: Der Leser
wird in vielen Texten konfrontiert mit dem Alltag von Frauen in Polen von den
zwanziger Jahren bis heute. Zugleich wird ihm auch ein aufschlussreicher Einblick in die neuere
Literatur unseres Nachbarlandes ermöglicht. Viele der Texte lagen damit
überhaupt erstmals in deutscher Sprache vor - kein Ruhmesblatt für die
deutschen Verlage...
Zwei Erzählungen thematisieren direkt das Verhältnis zwischen der katholischen Gesellschaft und den Frauen in Polen. Stellt man beide Texte nebeneinander, tritt der radikale Bruch zwischen Ideal und Wirklichkeit zutage.
1929 erschien die "Erzählung "Die Überschwemmung in Krossen". Zu diesem Zeitpunkt war ihre Autorin, Zofia Kossak, 40 Jahre alt und stand ihr die schwerste Prüfung ihres Lebens noch bevor. Sie kämpfte im polnischen Widerstand und kam nach Auschwitz. Sie überlebte. Nach dem Krieg widmete sie sich hauptsächlich historischen und religiösen Themen. Die Erzählung spielt im Jahr 1240. Die Herzogin Hedwig von Schlesien reist nach Krossen zum Grab ihres Mannes. In der Stadt erreicht sie die Nachricht von einem bedrohlichen Hochwasser; für eine Flucht aber ist es bereits zu spät. Die Herzogin begibt sich vor die Tore der Stadt und betet. Das Wasser braust heran, bäumt sich vor ihr auf und strömt unter gewaltigem Donner zurück. Eine große Spannung beherrscht diese kurze Erzählung. Ohne Vorankündigung tritt das Wunder ein. Das Ereignis gerät zu einer wundersamen und doch glaubwürdigen Geschichte.
Den Gegenpart liefert Maria Nurowska, eine der besten Gegenwartsautorinnen in Polen; sie lebt als freie Autorin in Warschau, wo, in den 80er Jahren, ihr Roman "Kontredans" spielt. Das letzte Kapitel dieses Romans wurde in die Anthologie aufgenommen. Es erzählt von einer jungen Frau namens Anna. Anna hat studiert und arbeitet in einem Museum. Eines Tages kommt sie abgespannt und fröstelnd nach Hause. Mit dem einsetzenden Fieber gerät Anna in den Sog ihrer Erinnerungen. Anna offenbart eine traumatische Innenwelt, das zerstörte Seelenleben einer jungen alkohol- und tablettenabhängigen Frau, die den eigenen Sohn an die Schwester abgab, die trotz einer Therapie nicht mehr zurechtkommt. Anna stirbt. Die Bitte um etwas Erbarmen verhallt ungehört...
Der polnische Katholizismus hat über Jahrhunderte der polnischen Frau die moralische Verpflichtung auferlegt, patriotisch gesinnte Söhne zu erziehen und alles nationale und persönliche Leid demutsvoll und opferbereit zu ertragen. Der Marienkult der katholischen Kirche diente der Polin dabei als Vorbild und zur Sakralisierung der eigenen Entbehrungen. Die Herzogin aus der ersten Erzählung gehört in die literarische Ahnenreihe der zum Mythos erhobenen tugendsamen polnischen Frauen- und Mutterfiguren. Anna hingegen wird keiner der katholisch-strengen Tugenden gerecht; sie opfert sich keinem Ideal. Sie ist das Gegenteil einer durch heroisches Leiden geadelten Mutter-Figur. Als schwache Außenseiterin der katholischen und sozialistischen Gesellschaft kann sie kaum mit Hilfe und Erbarmen rechnen. Diese Erzählung steht in der Tendenz der gesamten Anthologie. Den Autorinnen liegt daran, den nationalen Mythos der "Matka Polka" zu problematisieren und zu kritisieren. Dieses Anliegen bewältigen sie undogmatisch und ohne auf den westlichen Feminismus zurück zu greifen. Dass ihre kritische und künstlerisch-selbstbewusste Haltung im eigenen Land immer wieder den subtilen Widerstand von Seiten der polnischen Verlage, der Kulturadministration und der Kirche zu spüren bekam, verwundert nicht. Dass diese äußerst lesenwerte Anthologie unverändert aktuell geblieben ist, zeigen die derzeitigen Diskussionen zu den Äußerungen der Gleichstellungsbeauftragten der polnischen Regierung, Magdalena œroda.
Tandemsprachkurse
Polnisch-Deutsch
Tandem bedeutet, dass zeitgleich deutsche Multiplikator/innen und ihre Austauschpartner/innen intensiv die Sprache des jeweils Anderen lernen. Dadurch wird eine Verbesserung der Kommunikation im Zuge der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Maßnahmen des Jugendaustauschs erreicht. Die gemeinsame Unterbringung und gemeinsamen Kurseinheiten sowie die Teilnahme an Workshops (Theater/Zeitung/Musik) in binational gemischten Gruppen tragen dazu bei, dass man noch intensiver als bei herkömmlichen Methoden und quasi rund um die Uhr miteinander und voneinander lernen kann. Die erworbenen Sprachkenntnisse können unmittelbar während des gemeinsam absolvierten Freizeit- und Kulturprogramms in der Praxis angewandt werden. Für den Unterricht stehen Muttersprachler/innen zur Verfügung, die langjährige Erfahrung in der Vermittlung der Zielsprache als Fremdsprache haben. Diese gestalten in jedem - Ihrem persönlichen Sprachniveau entsprechenden - Kurs den Unterricht auf abwechslungsreiche Art und Weise. Für jede Kleingruppe wird jeweils ein spezielles Kursprogramm ausgearbeitet. Außerdem ist der Unterricht stark auf landeskundliche und interkulturelle Aspekte ausgerichtet.
Sprachkurs in Bad Marienberg
29.08.-09.09.2005 (12 Tage) Kursgebühr: 500,- €. Im Preis inbegriffen:
56 Stunden (a 45') Sprachunterricht bei erfahrenen Dozenten, Unterbringung in Zweibettzimmern, VP, Vortrags-, Kultur- und Besichtigungsprogramm
Sprachurs
in Go³dap (Masuren)
18.07.-31.07.2005 (13 Tage)
Kursgebühr: 400,- €uro. Im Preis inbegriffen: 75 Stunden Unterricht bei erfahrenen Dozenten, Unterbringung in Zweibettzimmern, VP, Kultur- und Besichtigungsprogramm
Informationen bei:
Europa-Haus Marienberg
Öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts
Frau Susanne Kramer-Druzycka
Postfach 1204
D - 56464 Bad Marienberg
Tel.: 02661/640-444
E-Mail: kramer@europa-haus-marienberg.de
Studienaufenthalt
in Polen
GFPS-POLSKA vergibt von der
Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit finanzierte Stipendien für einen
Studienaufenthalt in Polen an Studierende und Doktoranden aller Fachrichtungen.
Geboten werden Stipendien:
- für das Wintersemester
2005/2006: 01.10.2005- 31.03.2006,
- an den Universitäten bzw.
Technischen Hochschulen in Lublin, Krakau, Warschau,
Wroc³aw, Posen, Danzig, Thorn u.a.,
- mit der Möglichkeit zur
Teilnahme am regulären Lehrbetrieb (in allen oben genannten Universitätsstädten)
oder an Semestersprachkursen (nur in Krakau, Lublin
und Posen).
Erwünscht sind:
- mindestens Grundkenntnisse der
polnischen Sprache
- Interesse an Kultur und
Gesellschaft Polens
- gute Leistungen im bisher
absolvierten Studium
- Immatrikulation an einer
deutschen Hoch- bzw. Fachhochschule
- deutsches Abitur bzw.
Fachabitur
- deutsche Staatsangehörigkeit.
Die Leistungen der GFPS-POLSKA
umfassen die Einschreibung in einen polnischsprachigen Studiengang und ein
monatliches Stipendium in Höhe von 1.000 Z³oty.
Bewerbungsschluss: 30.04.2005
Die detaillierten
Bewerbungsvoraussetzungen, weitere Informationen und Bewerbungsunterlagen sind
unter www.gfps.org abrufbar.