Pionier der deutsch-polnischen Zusammenarbeit

Von Klaus Göttner

 

Am 11. Juli erhielt der Potsdamer Bruno Schultz in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen. Der polnische Botschafter, Herr Dr. Byrt, überreichte ihm diese hohe Auszeichnung des Präsidenten der Republik Polen auf Vorschlag des Stadtpräsidenten von Opole.

 

Für Bruno Schultz ist das Engagement für ein neues Verhältnis von Deutschen und Polen, für ein gutnachbarschaftliches Zusammenwirken über die Oder hinweg zur Lebensaufgabe geworden. In einer Zeit, in der der Einsatz für freundschaftliche Beziehungen zum polnischen Nachbarland nicht selbstverständlich war, gehörte er mit zu den Geburtshelfern bei der Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Potsdam und Opole. An der Jahreswende 1967/68 initiierte er erstmals offizielle Kontakte, die dann im Jahre 1973 mit einem Vertrag zwischen der Bezirksstadt Potsdam und der Wojewodschaftshauptstadt Opole gekrönt wurden. Im Rahmen dieses Zusammenwirkens hat er mit vielen anderen polnischen Regionen, staatlichen Institutionen und gesellschaftlichen Organisationen Beziehungen geknüpft und durch sein Einfühlungsvermögen, aber auch seinen unermüdlichen Einsatz mit zur Herausbildung neuer Kontakte beigetragen.

Beginnend mit Lehrer- und Schüleraustauschen, die mit der Zeit regelmäßig durchgeführt wurden, mit Lehrerweiterbildungen für polnische Lehrer, der Förderung und Unterstützung von Schulpartnerschaften, der Entwicklung der gewerkschaftlichen Zusammenarbeit, den Austauschen von Kulturschaffenden, hat er das deutsch-polnische Zusammenleben nicht nur organisiert, sondern auch inhaltlich mit gestaltet. Seine polnischen Sprachkenntnisse und das Wissen über Land und Leute hat er genutzt, um in schwierigen Situationen Missverständnisse auszuräumen, für beide Seiten annehmbare Lösungen zu finden, sowie Begegnungen und Treffen erfolgreich zu beenden. Wieviel grenzüberschreitende menschliche Kontakte, kurzzeitige Jugend- und langjährige Familienfreundschaften sind durch sein Wirken entstanden. Er gehört mit Fug und Recht zu den Pionieren, die nach den deutschen Verbrechen in Polen während des 2. Weltkrieges mit dazu beigetragen haben, auf beiden Seiten der Oder vorhandene Ressentiments und Vorbehalte zurückzudrängen und eine tragfähige Brücke zum Nachbarn zu bauen.

Folgerichtig setzte sich Herr Schultz nach den grundlegenden Veränderungen 1989/90 für die Aufrechterhaltung der deutsch-polnischen Beziehungen ein. Er war einer der Mitbegründer der Gesellschaft für gute Nachbarschaft zu Polen. Die lebendigen Beziehungen zeigen - dieser Einsatz hat sich gelohnt. Der Gesellschaft für gute Nachbarschaft zu Polen hat er mit der Entwicklung der Kontakte zum Landsportbund der Wojewodschaft Lubuskie eine neue Tür geöffnet. Dadurch hat sich eine große radsportbegeisterte Gruppe deutscher und polnischer Radfahrer zusammen gefunden, die sich seit 1993 jährlich mit den "Deutsch-Polnischen Radtouren" die Schönheiten beider Länder erschließen.

Herr Bruno Schultz hat mit seinem Eintreten für die deutsch-polnische Verständigung Spuren hinterlassen, die noch lange weiter wirken werden. Treue Mitstreiterin in all den Jahren war seine Frau, Heidi Schultz. Sie hat durch ihr aktives Mitwirken und ihr Verständnis diese erfolgreiche, aber auch sehr zeitaufwendige Arbeit ermöglicht.