Liebe Leserin, lieber Leser!

Die Innenpolitik Polens steht wie bereits in der letzten Ausgabe unserer Zeitschrift auch in dieser wieder im Mittelpunkt. Von der Duldung der rechtsnationalen PiS-Regierung durch populistische und nationalistische Parteien ist es mit genau diesen Parteien zu einer förmlichen Regierungskoalition gekommen. Diese Entwicklung macht viele Menschen in Polen - und nicht nur dort - besorgt. Warum das so ist, zeigen die Beiträge "Macht, Privilegien, Korruption", "In den Krieg gegen Gazeta Wyborcza ..."  wie auch der Artikel "Kultur der Angst". Letzterer ist in doppelter Hinsicht interessant, gilt er doch ähnlich auch für Teile der deutschen Innenpolitik. Er zeigt nämlich, wie durch die Diskriminierung von gesellschaftlichen Gruppen auf populistischer Weise niedrige Stimmungen angeheizt und so Machtpositionen aufgebaut werden. Sind es in Polen heute v.a. die ehemaligen Solidarność-Intellektuellen des Runden Tisches sowie die sogenannten Postkommunisten, die von der Regierung gebrandmarkt werden, so sind es bei uns die “faulen” Hartz IV-Empfänger. Diese in beiden Ländern Millionen Menschen zählenden Gruppen sollen mit dem Mittel des Generalverdachts zu Sündenböcken für Fehlentwicklungen innerhalb des jeweiligen Landes gemacht und an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Deutsch-polnische Gemeinsamkeiten auf höchster Ebene…. Aber in beiden Ländern gibt es dazu Gegenentwicklungen und Aktionen, über einige in Polen kann man in dieser Ausgabe lesen.

Schauen sie sich aber auch die anderen Texte an: die Beiträge über die polnische Science-Fiktion-Literatur, eine Kanufahrt durch die Mazuren, über das 70-jähreige Jubiläum von Radio Polonia, eine deutsch-polnisch-ukrainische Begegnung usw. Diese machen uns mit anderen Aspekten des polnischen Lebens bekannt oder zeigen uns die Vielfältigkeit deutsch-polnischer Begegnungen, die es unbedingt zu fördern gilt. Gerade in letztgenannter Hinsicht gilt großer Dank an einen der über Jahrzehnte eifrigsten Brückenbauer zwischen Deutschen und Polinnen bzw. Polen: Karl Dedecius, dessen Werk wir anlässlich seines 85. Geburtstages mit einer Besprechung seiner Erinnerungen würdigen.

Hinweisen möchte ich zum Schluss noch auf die Neuorganisierung des Beirates der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Seine Zusammensetzung wie auch einige persönliche Daten der Mitglieder finden Sie ebenfalls in diesr Ausgabe.

Mit vielen Grüßen aus Bochum verbleibt

Ihr Wulf Schade