Angela Martin über Zwangsarbeit im Bosch-Konzern

 

Im Dokumentationszentrum „NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide“ berichtete Angela Martin über die Zwangsarbeit im Boschkonzern. Dieses Dokumentationszentrum ist im Juni 2006 als Lernort an historischer Stelle eröffnet worden. Hier, mitten in einem Wohngebiet, befand sich von 1943 bis 1945 ein Zwangsarbeitslager, in dem Männer und Frauen verschiedener Nationalitäten konzentriert waren, die vor allem in der Rüstungsindustrie im Berliner Raum eingesetzt wurden. Im Juni 2006 wurde hier die Ausstellung „Erinnerung bewahren“ (Zachowaæ pamiêæ) der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ (FundacjaPolsko-Niemieckie Pojednanie“) aus Polen feierlich als erste Ausstellung eröffnet. Damit wurde gleichzeitig diese Ausstellung, die erstmalig in einer umfassenden Dokumentation die Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkrieges zurückverfolgt, in Deutschland gezeigt.

Nun im Februar 2008 wurde die Ausstellung „z.B. Bosch. Zwangsarbeit für eine Rüstungsfabrik in Kleinmachnow“ eröffnet. Allein in diesem Werk des Bosch-Konzerns arbeiteten gegen Ende des Krieges rund 5.000 Menschen, davon etwa 760 Polinnen, aus dem KZ Ravensbrück und Sachsenhausen. Es waren vorwiegend Frauen, die nach dem Warschauer Aufstand ins Konzentrationslager nach Berlin und Umgebung gebracht worden waren.

Die Rüstungsfabrik des Bosch-Konzerns in Kleinmachnow wurde bereits 1934 unter größter Geheimhaltung gebaut. Die Arbeits- und Lebensbedingungen bei Bosch waren nicht anders als in anderen Konzernen. Die Zwangsarbeiterinnen litten unter dem Arbeitsdruck, unter Hunger und auch Kälte sowie unter dem seelischen Druck, für den Feind arbeiten zu müssen, der die Heimat und ihre Angehörigen nicht nur bedroht, sondern auch vielfach getötet hat. Warschau, ihre geliebte Hauptstadt, um die sie im Warschauer Aufstand und vorher in illegalen Aktionen gekämpft hatten, wofür ihre Freunde und Verwandten ihr Leben gelassen hatten, lag in Ruinen. Die deutsche Luftwaffe hatte Warschau in verschiedenen Etappen dem Boden gleich gemacht: 1939 bei Beginn des Krieges, 1943 beim Ghettoaufstand und schließlich 1944 beim Warschauer Aufstand.

Angela Martin hat zu dem Thema bereits mehrere Publikationen vorgelegt. Sehr berührend ist das Buch „Muster des Erinnerns“, das sie gemeinsam mit Ewa Czerwiakowski herausgegeben hat. In ihm berichten polnische Frauen über ihre Arbeit als KZ-Häftlinge in einer Tarnfabrik von Bosch in Kleinmachnow bei Berlin. Sie wird sich in ihrer Forschungsarbeit weiterhin mit dem Thema „Bosch“ beschäftigen. Ihr nächstes Thema ist die  Zwangsarbeit in einem Zweigwerk des Bosch-Konzerns in Hildesheim.

 

Renate Weiß