Wir Berliner!

My Berlinczycy!

 

Von Udo Kühn

 

Das habe ich in den vergangenen 40 Jahren bei einer deutsch-polnischen Veranstaltung noch nicht erlebt: Eine halbe Stunde vor Beginn war der große Bärensaal im Alten Stadthaus in Berlin-Mitte bis auf den letzten Platz belegt! Anlass war die Eröffnung der Ausstellungen „Wir Berliner“ im Ephraim-Palais (Hauptausstellung) und im Märkischen Museum (Epilog - Moderne Kunst). Die Hauptausstellung, über drei Stockwerke verteilt, ließ keine Wünsche offen: Sowohl in künstlerischer als auch in informatischer Hinsicht.

„Das Projekt „My, Berlinczycy! Polen in der Entwicklung Berlins (18.-21. Jahrhundert)“ hat den Anspruch, einen neuen Zugang zur Geschichte Berlins aus polnischer Perspektive zu eröffnen. Ziel sind die Erforschung und Darstellung der vielfältigen Beziehungen von Polen zu Berlin und des Einflusses polnischsprachiger Einwanderer auf das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Spreemetropole in den letzten 300 Jahren...“, heißt es im wunderbaren Katalog zu der Ausstellung. Weiter schreibt darin der Herausgeber, Prof. Dr. Robert Traba, Direktor des seit Oktober 2006 bestehenden Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften: „Der vorliegende Band ist kein klassischer Katalog. Er ergänzt und bereichert die Ausstellung ‚My, Berlinczycy! Wir Berliner!', stellt aber gleichzeitig eine selbständige, offene Erzählung über die Vergangenheit dar. Wir schließen uns den europäischen Diskussionen über Geschichte an und schlagen eine Erzählung über ‚eigene Geschichten' vor: von Polen und Deutschen, gesehen durch das Prisma der Beziehungsgeschichte. Denn es gibt keine abgeschirmten Nationalgeschichten. Alle finden in einem breiteren Kontext statt. Zum Bezugspunkt wird die Geschichte des Nachbarn. Im Falle von Berlin hat das ‚Nachbarschaftliche' doppelte Bedeutung: eine innere - die Polen als ein integraler Teil des gesellschaftlich-politischen Organismus der Hauptstadt Berlin, als Mitbürger (zeigt) - und eine äußere - Polen/Deutsche als ein faktisches und vorgestelltes Bild des Nachbarn“.

Die Ausstellungen und der Katalog mit farbigen Reproduktionen und einem guten Geschichtsüberblick stellen quasi einen Berliner „Einstand“ von Prof. Traba dar, vorher wirkte er im Deutschen Historischen Institut in Warschau (siehe Polen und wir 2/2007).

 

Informationen zu den Ausstellungen: info@stadtmuseum.de, Tel. (030) 24002-162

„My Berlinczycy“, großformatig, 335 Seiten, ISBN 978-3-7338-0370-4, Preis € 29,90.