Wojciech Jaruzelski ist tot

Von | 25. Mai 2014

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Der frühere polnische Partei- und Staatschef Wojciech Jaruzelski starb am Sonntag, 25. Mai 2014, im Alter von 90 Jahren im Militärkrankenhaus von Warschau. Von 1981 bis 1989 lenkte er die Geschicke Polens. 1981 hatte er im Kampf gegen die antikommunistische Solidarność-Bewegung den Ausnahmezustand (Kriegsrecht) verhängt.

Jaruzelski, der 2011 bekanntgegeben hatte, dass er an Lymphdrüsenkrebs leidet, war bereits seit einigen Monaten im Krankenhaus behandelt worden. Die letzten Tage hatte er auf der Intensiv-Station verbrachte, teilte der Kliniksprecher Grzegorz Kade mit.

Der 1923 in Kurow (Wojewodschaft Lublin) geborene General stammte aus einer Familie des katholischen Kleinadels. Der Großvater hatte 1863 am Aufstand gegen die Herrschaft des Zaren teilgenommen, was ihm acht Jahre Verbannung in Sibirien einbrachte. Der Vater kämpfte 1920 im polnisch-sowjetischen Krieg. Seine Schulzeit verbrachte Jaruzelski er in einem katholischen Marianneninternat. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1939 floh die Familie nach Litauen. Dort wurde sie von den 1941 einmarschierenden sowjetischen Truppen verhaftet und ins Altaigebirge deportiert, wo Jaruzelski und sein Vater Zwangsarbeit leisteten.  1943 schloss sich Wojciech Jaruzelski der neugegründeten Berling-Armee, einer polnischen Armee in der Sowjetunion, an und kämpfte gegen die Nazi-Wehrmacht. Mit seiner Aufklärungseinheit kam er auch in den Raum Berlin und betrat als einer der Ersten das befreite KZ Sachsenhausen. Damals schrieb er einen Brief an seine noch in Sibirien lebende Mutter. Darin ist ein Satz zu finden den er später als seine Lebensphilosophie beschrieb: Man müsse dem jeweils existierenden Polen dienen, wie auch immer das aussehe und was für Opfer auch immer es verlange.

1947 trat Jaruzelski im Nachkriegspolen in die PVAP ein, 1956, im Alter von 33 Jahren, wurde er General, 1968 Verteidigungsminister. Dann 1981, in der Zeit der Auseinandersetzungen mit  Solidarność, wurde er Ministerpräsident und Generalsekretär der Partei. Kurz darauf verhängte der den Ausnahmezustand (Kriegsrecht), wofür er 2007 vor Gericht gestellt wurde.

Von 1985 bis 1989 war Jaruzelski Staatsratsvorsitzender Polens. Von Februar bis April 1989 tagte in Warschau der Runde Tisch. Jaruzelski und Ministerpräsident Rakowski hatten die Gespräche zwischen Partei und Opposition eingerichtet. Ein Ergebnis war die Wiederzulassung der Solidarność, freie Wahlen zu einer neu geschaffenen zweiten Kammer, dem Senat, die Aufteilung der Sitze im Parlament. Nach den im Sommer stattgefundenen Wahlen wurde im Juli 1989 Jaruzelski zum Staatspräsidenten gewählt. Die konservative Tageszeitung DIE WELT kommentierte den Tod Jaruzelskis mit dem Satz „Er machte, als der Wind des Wandels wehte, den Weg frei zur Demokratie.